Donnerstag, 19. Februar 2009

4.28 Unterwegs – Harbin

Silvester war gerade vorbei und Dea grad wieder nach hause geflogen, da stand schon der nächste Ausflug an – zum Eisfestival nach Harbin. Da Harbin in sibirischen Breiten im Norden von China liegt, brauchte ich natürlich erstmal eine entsprechende Ausrüstung, damit ich die angekündigten -30 Grad auch überstehe, also ab zu Decathlon und die Skiabteilung geplündert. Dann ging es los, früh morgens raus und mit einer Zwischenlandung bin ich dann mit nur einer Stunde Verspätung mittags in Harbin angekommen. Erste Tat: Mütze, Handschuhe und Schal raus, denn es war wirklich kalt – zur Veranschaulichung standen die ersten Eisskulpturen direkt neben dem Eingang – dafür war aber perfektes Wetter mit strahlend blauen Himmel. Im Hotel bin ich dann auf den Rest der Truppe, der aus Beijing angereist war getroffen. Mit von der Partie waren Ines, Carmen, Katja, Sebastian, Judith und Frederick.
Nach einem kleinen Mittagessen ging es dann an den Fluss, welcher total zugefroren war. Da wir aber noch keine Lust zum Laufen hatten, haben wir uns für die Flussüberquerung die Seilbahn gegönnt, denn auf der anderen Flussseite lag das Schneefestival. Hier wurden viele Skulpturen aus Schnee gebaut: riesige Bergwelten mit Rutschen, filigrane Formen und Personen und ganze Straßenszenen. Sogar eine halbwegs begehbare Eisenbahn ist aus Schnee errichtet worden. Wir sind durch den ganzen Park geschlendert und mit der Sonne nahm dann auch die Temperatur ab. Am Ende musste ich alle meine elektronischen Gegenstände, wie Handy und Camera in die Hosentaschen packen, sie sonst eingefroren wären und dann die Displays nicht mehr funktionieren würden. Ein paar Minuten später brauchte ich dann ach noch meinen Mundschutz, weil der Atem sofort kondensierte und entsprechend auch gefror. Zurück mussten wir dann über den gefrorenen Fluss laufen, weil die Seilbahn nicht mehr fuhr, was aber auch eine tolle Erfahrung war.
Weiter ging’s zum Abendessen und später gestärkt von Essen und Beijiu (chinesischer Reisschnaps) verpackten wir uns wieder (ich hatte zwei Longsleeves, davon eines mit Rollkragen, eine Fleecejacke, einen warmen Stickpulli mit Rollkragen und einen dicken Mantel an) und gingen zum offiziellen Eislaternenfestival. Hier war ich etwas irritiert, denn bei der Flußüberquerung hatte ich schon in der Ferne bunte Lichter und Türme gesehen, welche aber nicht innerhalb der Stadt lagen, wie das Eislaternenfestival. Dieses „Festival“ war von Disney gesponsert und ähnelte eher einem kleinen Disneyland, denn überall standen Disneyfiguren rum und auch als Zielpublikum waren wohl eher jüngere Mitbürger anvisiert worden. Lustig war es trotzdem, denn man konnte einige Eisrutschen runterrauschen und den Chinesen zuschauen, wie sie im Gegensatz zu uns (Vollspeed) in einem sehr gemächlichen Tempo die Rutschen runterkrochen. Die mussten sich sogar anschieben, damit sie überhaupt vorwärts kamen, aber Hauptsache das Foto am Ende wurde gut. Das Problem war, das nicht alle von denen Lust auf Langsamkeit und eine entsprechende Geduld hatten und es somit zu so manchen bowlingähnlichen Szenen kam, bei denen ein Chinese bis zu vier andere umgemäht hatte. (Selber Schuld, wenn am Ende der Rutsche aufsteht und sich erstmal das Foto anschaut und nicht aus der Rutsche raustritt) Irgendwann hatten wir aber auch hier keine Lust mehr und wollten zu dem zentralen Festival mit riesigen Gebäuden aus Eis. Und hier gab es das erste größere Problem. Wie macht man einem Taxifahrer begreiflich, wo man hinwill, wenn man den genauen Ort nicht kennt und das Eislaternenfestival ja eigentlich genau da liegt, wo man wegwill. Ein Taxifahrer hat uns überhaupt nicht verstanden (oder wollte nicht), aber zum Glück haben ein paar andere nach heftigen Diskussionen dann doch verstanden was wir wollen (Irgendwie konnten wir uns mit den Worten groß, Haus und Eis verständlich machen) und wir fuhren zum – Achtung jetzt kommt des Rätsels Lösung: Schnee- & Eisfestival. Ab dann wussten wir, dass es ein Schneefestival, ein Eisfestival und ein Schnee- & Eisfestival gab. Ich bin trotzdem der Meinung, dass die hätten wissen können, wo wir hin wollten. Naja.
Dort angekommen war die Freude groß, denn wir waren tatsächlich richtig und konnten uns dann auch das anschauen, weshalb wir ja eigentlich hier waren. Und es gewaltig und sehr beeindruckend. Die haben riesiggroße Gebäude und Kathedralen aus Eis nachgebaut und - der Clou – in die Eisblöcke Halogenlampen eingebaut, welche das Eis von innen erleuchtet haben. Das war echt stark und da machte es auch nichts aus, dass manchmal die Wimpern durch gefrorenen Atem zusammenfroren. Nach diesem tollen Erlebnis haben wir den Abend noch auf dem Hotelzimmer bei einem gemütlichen Bierchen ausklingen lassen.
Am nächsten Morgen ging es dann zu einer Aufzuchtstation für Sibirische Tiger vor den Toren der Stadt. Hier fuhr man mit einem vergitterten Bus durch verschiedene Gehege, in denen Tiger verschiedener Gattungen und unterschiedlichen Alters lebten (oder sollte man sagen für die Auswilderung vorbereitet wurden). Durch die Kälte und das dadurch aufgeplusterte Fell erschienen diese Raubkatzen enorm groß und stark. Einem solchen möchte ich nicht in der freien Wildbahn begegnen. Für die Fütterung (typisch für eine Auswilderungsstation wurde bei jedem Touribus einige Fleischfetzen zu den Tigern geworfen) hatte ich noch ein Huhn gekauft. Leider durfte ich die Tiger damit nicht selber füttern, das wurde von einem Aufseher in einem Extrafahrzeug besorgt. Tür auf, Huhn rauswerfen, Huhn will sich in der Luft stabilisieren und genießt die Freiheit (ca. eine Sekunde), Tiger kommt angesprungen, Huhn tot. Das ganze war irgendwie frustrierend schnell. Am Ende konnte man noch durch einige Gehege auf einem gesicherten Hochgang durchlaufen, dann ging es aber zurück in die Stadt um russisch zu Mittag zuessen. Der Borschtsch war nicht schlecht, aber von dem Schaschlik, was ich mir bestellt hatte war ich sehr enttäuscht. Später stellte sich auch noch heraus, dass Judith hier ihre Camera liegen hat lassen, welche sich aber komischer Weise nicht mehr angefunden hat. Wir haben uns noch die erhaltene im russischen Stil erbaute Altstadt angeschaut und eine zu einem Museum umgebaute orthodoxe Kirche besichtigt, dann ging es nach langer Taxisuche wieder zum Flughafen und zumindest bei mir rechtzeitig nach Hause.

4.27 Unterwegs – Shanghai (30.12.2008 - 04.01.2009)

Nach einem Ruhetag in Nanjing setzten Dea und ich unser Ausflugsprogramm fort und begaben uns für die nächsten sechs Tage nach Shaghai. Hier haben wir in einem tollen Hotel direkt am Huang Pu zu den Füßen des Oriental Pearl Towers gewohnt. Von hier aus haben wir ein paar Ausflüge unternommen und die Stadt erkundet, solange das die Kälte zugelassen hatte.
So sind wir über den People Sqaure geschlendert, haben uns das Stadtentwicklungsmuseum angesehen, vom Bund aus die Skyline von Pudong bewundert und von Pudong aus den Bund. Wir waren im Yu Garden und sind von dort aus in eine Einkaufsstrasse für Einheimische gestolpert, sind durch die kleineren Strassen von Puxi gelaufen und haben in einem Fake-Markt kräftig um Preise gefeilscht. Dea hat sich auf dem Stoffmarkt noch ein Kleid und diverse Blusen schneidern lassen und ich konnte nicht umhin noch mal zwei Anzüge in Auftrag zu geben.
Silvester sind wir nach einem Essen im Hotel in einer völlig verstopften U-Bahn auf die andere Flussseite gekommen und über die Nanjing Lu, der Haupteinkaufsstraße in Shanghai, zum Bund gelaufen. Hier gibt es die Lounge 18, in der wir Silvester feiern wollten. Für stolze 250 RMB Eintritt hatten wir noch ein Glas Champagner inklusive und konnten uns in dem zugegebenermaßen sehr schönen Club umschauen. Hinsetzen konnten wir uns leider nicht, denn alle Tische und sogar die Sitze an der Bar waren bereits reserviert. Somit haben wir uns dann nach zwei Stunden Rumgestehe entschieden um 12 am Bund zu sein und dort mit der Masse reinzufeiern. War echt schön – fast alle hatten sich Wunderkerzen besorgt, so dass es überall Funken gesprüht hatte und es wurden haufenweise Wunschlichter (natürlich in Rot, der Farbe des Glücks in China) in den Himmel geschickt. Dadurch, dass wir am Bund, also am Ufer des Huang Pus standen, konnten wir die ganzen Feuerwerke der internationalen Hotels entlang des Flusses bestaunen. Nach einer Weile haben wir dann ziemlich durchgefroren ein Taxi bekommen (und das war gar nicht so leicht an diesem Abend) und haben für die 500m Luftlinie über den Fluss 40 Minuten Fahrtzeit gebraucht, weil irgendwie die ganze Stadt auf den Beinen war und alle Tunnel verstopft waren. Am nächsten Morgen haben wir uns dann mit Jana und Andre in Begleitung von Janas Mutter und Bruder im M on the Bund zum New Years Recovery Brunch getroffen: lecker Essen und eine Terrasse mit tollen Blick über den Bund.
Nach diesen paar Tagen mussten wir dann noch einen Sprint durch die Shanghaier U-Bahn hinlegen, damit wir noch rechtzeitig den Zug erreichen konnten, dabei ist die neue Handtasche von Dea gerissen und nur die diversen anderen Taschen, die sie umhängen hatte, haben uns vor einer ziemlichen Katastrophe bewahrt, denn wäre die Tasche runtergefallen, wären alle Unterlagen von Dea weg gewesen (Pass, Flugticket, Geld, Kreditkarten, etc.). Zum Glück ist alles Gut gegangen und so konnten wir verschwitzt aber glücklich auf unseren Plätzen in Richtung Nanjing Platz nehmen.