Donnerstag, 23. Oktober 2008

3.4 Essen in China – 2 ist besser als 4 und 0 ist besser als 2

“2 ist besser als 4 und 0 ist besser als 2”, diese Regel stellt eine wichtige Ernährungsregel in China dar. Je weniger, je besser. Aber von was? Die Antwort lautet Beine und stellt somit eine Rangfolge der beliebtesten Fleischsorten dar (Insekten und sonstiges Kriechtier mal ausgeschlossen).

Vierter Platz: Schweinefleisch, welches hier für Fettleibigkeit steht
Dritter Platz: Rindfleisch, welches für Stärke steht
Zweiter Platz: Hühnerfleisch, welches für Gesundheit steht
Erster Platz: Fisch, welcher für Langlebigkeit und Intelligenz steht

Man sieht also, je weniger Beine das Essen hat, desto toller wird das Leben.
Kritisch könnte man natürlich hinterfragen, warum China 50% der weltweiten Schweineproduktion verbraucht und Schweinefüße hier als Delikatesse gelten, muss man aber nicht.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

7.8 China live – CCChhhhhrrrrrt

Jeder, der schon einmal in China war, wird dieses Geräusch kennen...“CCCChhhhhrrrrrt“ gefolgt von einem etwas leiseren „Pfub“. Jeder der noch nicht hier in der Gegend war wird sich jetzt fragen, was das soll. Aber genau dieses Geräusch ist typisch für China. Es wird von jedem Chinesen zu jeder Zeit an jedem möglichen Ort erzeugt. Mit diesen Geräuschen entledigen sich die Chinesen ihres überflüssigen Schleims aus dem Rachenraum oder auf gut deutsch sie rotzen in der Gegend rum. Sehr beliebt ist dieses Gehabe bei Taxifahrern, die wahrscheinlich auch aus diesem Grund grundsätzlich mit geöffneten Fenster fahren, aber auch im Fitnessstudio oder Restaurant kann es einem begegnen.
Man wird sich hier in China sicherlich auch fragen: „Haben die denn gar keine Taschentücher? Womit schnäuzen die sich denn bei Schnupfen?“ Nach genauerem Nachdenken aber kommt man dann darauf, dass ein solches ja gar nicht gebraucht wird. Man erweitert einfach die einfache Variante, die ich oben beschrieben habe, um ein herzhaftes, nasal erzeugtes „HHHchhhhh“, und man erhält die Deluxevariante. Also durch die Nase hochziehen, aus der Speiseröhre hochwürgen und dann genussvoll ausspucken.
Zum Glück sind hier echt nicht alle so und die jüngere Generation nimmt davon ein wenig Abstand, allerdings gehört es zum alltäglichen Leben dazu und ist halt China live.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

10.3 Alltag – Friseur

Kommen wir neben den ganzen Reisen auch mal wieder zu alltäglichen Dingen, die hier durchaus ein Problem darstellen können, weil man sich nicht wirklich verständigen kann. Ein nächstes Beispiel ist der Besuch beim Friseur.
In unserer Straße gibt es einen Friseur, zu dem wir immer gehen, denn dort gibt es zumindest zwei Angestellte, die ein wenig englisch sprechen. Bei diesem Friseur bekommt man erstmal die Haare gewaschen, was hier zum Service einfach dazugehört. Währenddessen wird man – meistens auf chinesisch – vom Haarewäscher gefragt, welchen Schnitt man denn haben möchte: den für 15, 30 oder 58 RMB, also der teuerste kostet 5,80 Euro. Wenn man sich dann entschieden hat, dann wird man einem entsprechenden Friseur zugewiesen. Hier schneiden fast ausschließlich Männer die Haare. Der schneidet einen dann die Haare, so wie er denkt, dass sie gehören. Man muss immer wieder den Kamm nehmen und die Scheitel, die sie schneiden möchten, wegkämmen, aber meistens verstehen sie es nach dem zweiten Mal und man kann sich in Ruhe zurücklehnen und seinen Tee oder Kaffee trinken. Wenn er fertig ist, bekommt man noch mal die Haare gewaschen und am Ende wird man vom Friseur noch mal kontrolliert, ein wenig nachgebessert und hingeföhnt.
Vom Prinzip her eigentlich nicht viel anders als in Deutschland nur gibt es hier wesentlich mehr Personal (es gibt sogar einen, der nur die Tür für die Kunden aufmacht) und es ist wesentlich günstiger. Allerdings muss ich sagen, dass ich mich noch nicht wieder na das Haare färben rangetraut habe, das lasse ich lieber wieder in Deutschland machen.

4.19 Unterwegs – Qingdao (19.09. - 20.09.2008)

Durch meinen Chinaaufenthalt, den ich leider eine Woche vor Beginn der Erlanger Bergkirchweih beginnen musste, hatte ich keine Chance auf irgendein großes Fest zu gehen. Der Berg fiel genauso aus, wie die Wiesn und das Annafest. Zum Gluck gibt es in China einen kleinen Ersatz dafür: das Beerfestival in Qingdao.
Die ehemalige deutsche Kolonie in China ist der Namensgeber für das bekannteste und auch am weitesten verbreitete Bier in China, das Tsintao. Qingdao selbst ist eine Hafenstadt in der Provinz Shangdong und besitzt den drittgrößten Hafen in China. Außerdem ist Qingdao einer der wenigen Badeorte der Volksrepublik, da es einige Sandstrände besitzt.
Das Beerfestival sollte normalerweise im August stattfinden, wurde aber aufgrund der Austragung der olympischen Segelwettbewerbe in Qingdao auf Ende September Anfang Oktober (19.09. – 05.10.) verlegt und ich konnte so doch noch mein Bierfest in diesem Jahr mitmachen. Leider waren die Wochenenden schon so gut wie verplant, mit Arbeit (27. – 28.09.), Urlaub (04. – 05.10.) und einer Abschiedsfeier zweier Praktikantinnen (20.09.). Somit blieb nur der 19.09. – also der Eröffnungstag zum Feiern für mich übrig. Also hab ich einen Urlaubstag genommen und bin Freitag mit dem Flugzeug nach Qingdao gedüst.
Nach einer kleinen Irrfahrt mit Bus und Taxi bin ich schließlich in der Strasse angekommen, in der mein Hotel liegen sollte. Trotz angestrengter Suche konnte ich die Nummer 31 einfach nicht finden. Es gab 15 Geschäfte, die die Nummer 29 hatten, aber keine beleuchtete Tür mit der 31. Schließlich mit freundlicher Mithilfe eines Polizisten habe ich dann doch die Tür gefunden, leider gut verschlossen. Ich dachte erst, dass das ein Scherz sei, aber es hat sich auch auf der Rückseite des Hauses keine versteckte Tür befunden. Nach etwas suchen habe ich dann ein Plakat meines Hotels mit einer Telefonnummer darauf gefunden und dort angerufen. Die Nummer stellte sich glücklicherweise als die Handynummer der Geschäftsführerin heraus und ich erfuhr, dass es in dem Hotel vor drei Tagen gebrannt hatte und es somit geschlossen hat. Sie hat mir aber schon Ersatz besorgt, in einem Hotel die Strasse rauf. Da sie mir aber nicht zugetraut hatte die 200 Meter alleine zu laufen, hat sie mir eine von ihren Mitarbeiterinnen vorbeigeschickt, die dann glücklicherweise das Reden für mich übernommen hat. Irgendwann saß ich dann im Taxi zum Bierfest, es war mittlerweile 21 Uhr, also nicht mehr viel Zeit.
Nach 10 Minuten war ich dann auch schon da und wollte frohen Mutes auf das Gelände gehen und laufe gegen eine Mauer aus Securityleuten. Die bedeuten mir, dass ich erst eine Karte kaufen muss – soweit kein Problem, nur waren leider alle Kartenschalter geschlossen. Inzwischen sind mir schon mehrere Karten angeboten worden, die mir aber alle zu teuer waren, also bin ich – ein wenig frustriert immerhin war ich 1000km unterwegs um dann vor verschlossenen Toren zu stehen – um das Gelände gelaufen und habe festgestellt, dass alle Zelte dunkel und leer sind. Irgendwann kam ich zu einem weiteren Eingang und hier hab ich dann des Rätsels Lösung gefunden. Hier stand eine große Tribüne...es fand also eine Eröffnungsveranstaltung statt und keine Eröffnungsfeier, so wie in Deutschland. Total frustriert bin ich dann zurück in das Hotel und habe ein wenig von der Veranstaltung im Fernsehen angeschaut, dann aber beschlossen, dass ich Night-Sightseeing in Qingdao machen werde und habe mich in die historische Innenstadt fahren lassen. Dort angekommen bin ich erstmal zu McDonalds, da ich noch nichts gegessen hatte. Hier hab ich dann drei weitere Deutsche und einen Australier kennen gelernt, mit denen ich dann weiter durch die Stadt gezogen bin. Alle drei haben sich in einer Jugendherberge getroffen und kannten sich vor diesem Abend auch noch nicht. Im Laufe des Abends wurde unsere Gruppe immer größer, sodass wir am Ende so um die 25 Leute waren, die sich an der Uferpromenade herumdrückte und lauter Blödsinn machte. Höhepunkt war der Klamottentausch von einem Mädel und einem recht dünnen Kerl, der das Kleid aber trotzdem nicht zubekommen hat.
Nach langen Verhandlungen konnte ich ihn dann davon überzeugen, dass es vielleicht in Deutschland ein Spaß wäre in Frauenklamotten durch die Gegend zu rennen, so was aber in China nicht unbedingt akzeptiert werden wird. Danach sind wir noch in die so genannte Beerstreet gefahren haben noch ein Bier getrunken. Dann bin ich im Regen wieder in mein Hotel gefahren.
Am nächsten Tag habe ich sehr zeitig das Hotel verlassen und bin in die Innenstadt, weil ich mein Vorhaben Night-Sightseeing nicht umsetzen konnte und so jetzt noch mal losmusste. Ich bin also wie im Reiseführer geheißen ziellos durch die Gegend gelaufen und habe auch einige Andenken an die deutsche Kolonialzeit hier entdeckt. Eine Kirche, der Bahnhof, einige Mehrfamilienhäuser und sogar eine Reihe mit Reihenhäusern...wie daheim...schön. Danach war ich noch an der Uferpromenade und bin dann einmal quer durch die Innenstadt auf die andere Seite eines Berges, auf dem die Stadt gebaut ist. Dort habe ich dann einen Markt gefunden, auf dem es allerhand skurrile und normale Lebensmittel gab (z.B. Miniskorpione).
Dann wurde die Zeit langsam knapp und ich bin mit dem Taxi noch mal zum Bierfestgelände gefahren. Diesmal hatte es offen und ich habe eine Eintrittskarte bekommen (juhu, war ich doch nicht umsonst in Qingdao). Im komplett leeren Erdinger Bierzelt habe ich dann mit leichten Verständigungsproblemen aber umringt von Kellnern die erste Maß bestellt, die die an dem Tag verkauft haben. Dann habe ich mich ein wenig umgesehen und mitbekommen, dass außer einer Heerschar von Kellnern (2 pro Tisch) wirklich niemand dort war und das um halb 12 mittags – in Deutschland würde man vermutlich nicht mal mehr in die Nähe des Zeltes kommen. Außerdem erstrahlte das ganze Zelt in einem typischen rot-weiß, typisch deswegen, weil das Zelt von Honda gesponsert worden ist und das die Farben von Honda sind. Auf der Bühne wurden neben den chinesischen Musikern, die sich alle Mühe gaben, dem Publikum, also den Kellnern, einzuheizen auch noch zwei Geländewagen präsentiert. Naja, wers mag.
Gegen 12 musste ich dann los und habe mit leichten Problemen mit dem Flughafenbus – ich wusste nicht, wo ich aussteigen muss und bin dann immerweiter weg von meiner Wohnung gefahren – und der Benutzung eines illegalen Taxis meine Wohnung um 18h erreicht. Hatte somit also noch Zeit mich ein wenig auszuruhen, bevor ich auf die Verabschiedung von Jasmin und Claudia gegangen bin.