Samstag, 30. August 2008

4.15 Unterwegs – Wuxi (09.08.2008)

Kaum aus Hefei wieder da ging es am nächsten tag weiter nach Wuxi (sprich Wuschi). Ich hatte ja im Vorfeld nicht wirklich gute Sachen über diese Stadt gehört, aber ich wollte mich dessen selbst überzeugen. Wuxi ist eine 5 Millionen Einwohnerstadt auf 2/3 des Weges von Nanjing nach Shanghai. Diese Stadt liegt, wie Suzhou, am Großen Kanal hat aber im Gegensatz dazu seine ganzen alten Kulturgüter dem rapiden Wachstum der letzten Jahre geopfert. Dementsprechend sind die touristischen Sehenswürdigkeiten auch eher rar.
Wieder mit Claudia mit dem Zug unterwegs haben wir wieder mit einem Park begonnen. Dieser war ganz nett um zwei Hügel angelegt und man konnte ein wenig herumspazieren, mit einer Seilbahn zu einem Aussichtspunkt fahren und auf eine kleinere Pagode auf der Hügelspitze steigen, was wir auch alles gemacht haben. Von der Pagode waren wir ganz schnell verschwunden, als es nach einem Knall auf einmal anfing zu rauchen und zu stinken. Wahrscheinlich ein Kurzschluss. Wo wir beide gepasst haben, waren die typischen chinesischen Freizeitspäße, wie mit einem Boot auf einem See herumfahren. In dem Park war auch ein Tempel, den wir uns angeschaut haben, aber der war ganz komisch. Dieser Tempel glich zwar vom Aufbau einem typischen Gotteshaus hier in China, aber er war total vollgestellt, wie in einem Abstellschuppen, und die Leute, die hier waren, haben eher Picknick gemacht, als dass sie ehrfürchtig gebetet haben. Es gab auch keine Räucherstäbchen, die einem die Luftzufuhr abgeklemmt hatten…ok, das war nicht soo schlecht. Auch der Rückweg zum Ausgang glich eher einem großen Abstellbereich der Stadt, denn hier waren Holz- und Betonbohlen, Fassadenfragmente, Pflastersteine, usw. teilweise 3m hoch aufgeschichtet waren…ganz komisch.
Nach der Erfahrung vom Vortag haben wir uns entschlossen in einem westlichen Hotel zu Mittag zu essen, was wir dann auch im Marriott Hotel getan haben. Und sind nicht schlecht damit gefahren. Leider hat es danach angefangen zu regnen, so dass wir den Programmpunkt Tei-See gestrichen haben. Dieser See liegt im Süden der Stadt und soll ganz schön sein, vielleicht ein andermal. Wir haben uns dann auf den Weg in die Innenstadt gemacht und waren erstmal völlig überrascht über das Einkaufzentrum, was sich auf drei Etagen erstreckte und in dem die Fußgängerzone integriert war. Überall brachten einen Rolltreppen unter die Fußgängerzone oder auf die Balustrade darüber. Wirkte erstmal ganz nett. Gleich am Anfang fiel uns ein Tempel auf, den wir aus Neugier besichtigen gehen wollten. Leider war dies kein Tempel sondern ein gut getarnter Juwelier und wir ziemlich enttäuscht…schon wieder ein Tempelflop in Wuxi. Ein bisschen Abseits des Einkaufszentrums gab es noch einen weiteren Tempel. Es muss dort auch irgendwo einen gegeben haben, wir haben ihn nur leider nicht gefunden, denn um ihn herum war eine riesen Freizeitanlage für Chinesen angelegt worden, mit 26 Sightseeingspots, über sie man sich streiten kann. So war z.B. eine kleine Brücke, die total in den Weg integriert war und die man nur beim genaueren Hinsehen als Brücke erkannte einer davon. Sehr aufregend. Im restlichen „Park“ wurde in „Cafes“ gesessen und grüner Tee getrunken, Karaoke gesungen, musiziert, getanzt (teilweise sehr eigenwillig – Kung Fu Style), Schach, Umzingelungsschach und Dame gespielt und den Kindern bei den aufgestellten Fahrgeschäften zugesehen, wie sie aus Wasserpistolen auf Zielscheiben schossen (Takeshis Castle lässt grüßen). Es konnten auch Goldfische gefüttert und natürlich Kram eingekauft werden. Trotzdem ist mir aufgefallen, dass dort massig Rentner unterwegs waren.
Versteckt neben dem ehemaligen Hauptplatz und einer Public-Viewing-Area für Olympia haben wir dann doch einen Hauch Kultur gefunden. Dort stand das Haus eines anscheinend berühmt gewordenen blinden Mannes, der früher Nachrichten in singender Form von Dorf zu Dorf brachte. So hat er eine gewisse Berühmtheit erlangt und später sogar Platten aufgenommen und hochrangigen Besuch empfangen. Nach diesem geschichtlichen Ausflug sind wir einen Kaffee bei Starbucks trinken gegangen und haben uns dann irgendwann auf den Weg zum Bahnhof gemacht.
Nach diesen zwei Tagen in zwei weniger aufregenden Städten waren wir beide sehr froh, dass wir in einer so „weltoffenen“ Stadt wie Nanjing leben, hätte ich vorher auch nie gedacht, dass ich so was mal über Nanjing sagen würde.

4.14 Unterwegs – Hefei (08.08.2008)

Ein weiterer Ausflug brachte mich nach Hefei. Hefei ist die Hauptstadt der Anhui Provinz, einer Nachbarprovinz von Jiangsu, der Provinz, wo Nanjing die Hauptstadt ist. Hefei liegt ebenfalls am Jangtse und konnte so relativ schnell mit dem Zug erreicht werden, also machte ich mich am Samstagmorgen mit Claudia auf den Weg, um diese Stadt zu erkunden.
In Hefei angekommen waren wir zuerst mal überrascht, denn die Stadt wirkte auf Anhieb recht groß, obwohl sie mit ca. 2 Mio. Einwohnern für chinesische Verhältnisse eher ein Dorf ist. Nach kürzerer Suche haben wir den Taxistand gefunden und sind Richtung Innenstadt gefahren. Im Lonely Planet sind genau anderthalb Seiten dieser Stadt gewidmet, was nicht gerade auf viel Touristisches schließen lässt, deswegen haben wir beschlossen in der Innenstadt anzufangen. Auf dem Weg dorthin wurden wir von einem Zug ausgebremst, der wohl rangiert hatte, denn er hat – während wir vor dem Bahnübergang wartetet – zweimal vor und wieder zurückgesetzt, um am Ende wieder in die Richtung zu verschwinden, aus der er gekommen ist. Aber wir hatten ja den ganzen Tag Zeit. Die Innenstadt erwies sich als eine Fußgängerzone, die nicht wirklich aufregend war. Einmal durch sie hindurchgeschlendert, wobei wir zwei kleinere Tempel entdeckt aber nicht besucht hatten, sind wir entlang des ehemaligen Burggrabens entlang spaziert, bis wir auf einen schön angelegten Park gestoßen sind, den Baobe-Park. Hier konnte man schön unter Weidenbäumen um einen See spazieren gehen und diesen an engeren Stellen über diese typischen steilen chinesischen Brücken überqueren. Dabei stießen wir auf eine große Pagode, welche wir auch gleich besucht hatten.
Von außen wirkte der Bau und auch der Park drumherum eher altertümlich, so dass wir dachten, dass wir eine antike Stelle gefunden hatten und unser kulturelles Gewissen befriedig wussten, bis wir festgestellt hatten, der ganze Komplex erst 1999 zum 1000. Todestag des Bao Be errichtet worden ist. In der Pagode gab es sogar einen Aufzug. Wir sind aber trotzdem die Pagode hochgestiefelt und haben uns sogar jedes Stockwerk angeschaut, denn auf jeder Etage gab es eine kleine Ausstellung, aber aufregend war das ganze nicht. Ganz oben angekommen hatten wir einen schönen Ausblick auf die Dächer der Innenstadt, welchen wir eine Zeit lang genossen haben.
Danach ging es weiter zum dem Grab des Bao Be, was sich in einem Nachbarkomplex befand. Hier wirkte die Parkanlage eher verwildert, was aber seinen eigenen Charme hatte. Vor einem mit Gras bewachsenen Hügel, welchen wir später als Grabhügel identifizieren konnten, stand eine Schildkrötenstatue. Schildkröten stehen in China für langes Leben…tja, bei Bao Be hat’s wohl nicht hingehauen. Wir haben dann noch einen Blick in die Gruft riskiert, welche mit dem Wissen, dass diese auch höchstens 9 Jahre alt sein kann, etwas an Attraktivität verloren hat. Die feuchte, muffige Gruftluft haben die Hefeier jedenfalls gut nachgeahmt.
Nach dem Kulturteil des Ausflugs haben wir beschlossen etwas essen zu gehen, was sich später als das größte Abenteuer dieses Tages erwies. Wir hatten auf dem hinweg schon ein nettes Restaurant am Fluss gesehen, in welches wir dann auch eingekehrt sind. Es stellte sich als sehr gutes chinesisches Restaurant heraus, was man gut an den davor parkenden Autos erkennen konnte. Während wir die Auffahrt hinaufgelaufen kamen, konnten wir schon die ersten Panikattacken in den Gesichtern der Angestellten erkennen und hektische Aktivität deutet darauf hin, dass fieberhaft jemand mit Englischkenntnissen gesucht wurde. Diese Person hatte uns dann auch in Empfang genommen und uns einige Essen empfohlen. Wir haben dann ein Schweine-, ein Enten-, ein Hühner- und ein Pilzgericht bestellt. Nachdem wir alles bekommen hatten und gesehen hatten, welche Spezialitäten wir bekommen hatten, wurde uns schlagartig etwas anders im Magen und wir haben das lokal verlassen. Um es chinesisch auszudrücken: „Der Orangensaft (Kostenpunkt 10 Euro) war fabelhaft“ über den Rest schweigt man sich aus. Es gab nämlich Schweinefett mit Soße, klein gehackte Entenfüße in Kombination mit roten und grünen Chilischoten, ein Huhn in ganzen gekocht und dann zerhackt und einen großen Teller voller Glibberpilze. Wahrscheinlich ein Festessen für einen Chinesen für uns eher nicht.
Nach einem kurzen Abstecher zu KFC, um den gröbsten Hunger zu bekämpfen, machten wir noch einen weiteren Spaziergang durch einen anderen Park, wo wir uns auf einer Bank sitzend gegen Bettler und Paparazzi wehren musste, aber schließlich in Ruhe gelassen wurden. Witzig war auch das jugendliche Pärchen, was in einem Pavillon in einer Ecke, vermeintlich gut versteckt das Küssen mit Zunge übte (Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit in China – Revoluzzer!!) Wahrscheinlich hatten sie aber als Vorlage nur ein Foto, denn alles wirkte sehr statisch, will sagen, dass die sich bestimmt die zwei Minuten die wir in den Nähe waren nicht auch nur einen Millimeter bewegt hatten. Unten beobachtete ein Mann – könnte der Vater des Mädels gewesen sein – die beiden, versteckt hinter einem Busch. Ich denke mal, dass die beiden mittlerweile verheiratet sind *gg*. Das war aber auch das Letzte was wir in Hefei beobachtet haben, denn dann ging es zurück nach Nanjing.
Was ist von Hefei hängen geblieben? Ein nettes ruhiges Städtchen mit einer normalen Fußgängerzone, zwei netter Parks, keinem eigenen Flair und enorm vielen Bettlern.

Mittwoch, 13. August 2008

4.13 Unterwegs – Longsheng (20.07. - 21.07.2008)

Wir sind also von Guilin aus aufgebrochen um nach Longsheng zu fahren und dort den „Dragon’s Backbone“ zu bewundern. Das Rückgrat des Drachens besteht aus tausenden kleinen Reisterassen, die über hunderte Jahre in den Berg integriert worden sind, bis es so aussieht, wie ein Berg, der aus Legosteinen zusammengebaut worden ist. Aber soweit waren wir noch nicht.
Erstmal sind wir drei Stunden mit dem Wagen durch die chinesische Landschaft gefahren worden. Dabei haben wir einen sehr interessanten Stopp gemacht. Eigentlich sollte er zu fotografieren genutzt werden, endete aber in einer kleinen Biologie- und Sachkundestunde. Wir konnten Bauern beim „ernten“ von Reis zusehen, welche die getrockneten Reispflanzen in einen altertümliche Maschine hielten, die die Reiskörner von den Halmen getrennt hat. Des Weiteren hat uns unser – heute sehr gut gelaunter Führer Fen – noch jede Menge Pflanzen gezeigt und wie sie aussehen, wenn sie noch nicht abgepackt sind. Hier gab es so neben Reis noch Erdnüsse, Orangen, Mandarinen, Chilis und lange Stangenbohnen.
Nach und nach wurde die Landschaft hügeliger und wir kamen immer höher ins Gebirge. Irgendwann stoppten wir dann ein weiteres Mal. Diesmal konnten wir endlich von unserer wandererprobten Ausrüstung gebrauch machen, denn wir beiden – also Dea und ich – durften selbstständig auf einen kleinen Berg steigen. Dieser Berg hatte schon die ersten kleinen Terrassen, welche aber wirklich sehr schmal waren. Aus diesem Grund werden sie auch die Froschsprungterrassen genannt, weil ein Frosch beliebig von einer Terrasse auf die nächste springen kann – zumindest von der Länge her. Dea musste auf halbem Weg leider wegen Knieproblemen wieder umkehren, ich hingegen bin noch bis zu einem Bauerhaus hinaufgestiegen. Man muss dazu sagen, dass der kleine Weg mit unregelässigen Stufen und vom Regen sehr glitschig, nicht gerade zu längeren Wanderungen eingeladen hat. Beim Abwärtslaufen mit dem Blick ins Tal hat sich die eigentlich Schönheit des Tals das von einem Fluss der Länge nach durchflossen wird, mit kleinen, wie in den Berg geschlagenen Dörfern (einer ethnischen Minderheit in China) und den schon erwähnten Terrassen erst richtig dargeboten. Unten auf der Brücke hat mich Dea schon erwartet und wir sind zum Essen gegangen.
Dann ging es endlich los zu den bekannten Terrassen, zu denen wir ja eigentlich wollten. Nach noch einer halbstündigen Fahrt über zum Teil sehr abenteuerliche Serpentinen sind wir endlich auf dem zentralen Parkplatz des Ping’in Dorfes angekommen. Dieses lag aber leider noch ca. eine halbe Stunde laufen von uns entfernt. Was ja kein Problem sein sollte, wenn es nicht die ganze Zeit bergauf gegangen wäre und eine fast unerträgliche Luftfeuchtigkeit geherrscht hätte. Zum Glück haben wir vorher den Tipp bekommen, die Sachen, die man für die Übernachtung brachen würde in einen Rucksack zu packen, was den Aufstieg ein wenig erleichterte (Danke Stefan).
Endlich in dem verwinkelten Dorf angekommen, musste uns Fen durch viele kleine Wege führen, bis wir endlich das Gasthaus erreicht hatten. Nach kurzer Pause sind wir gleich weiter gezogen, denn duschen hätte sowieso nichts gebracht, wir waren ja eh schon durchgeschwitzt. Also galt es noch die letzten Höhenmeter zu überwinden und dann waren wir bei einem der berühmten Ausblickspunkte angelangt und blickten auf „die sieben Sterne und den Mond“ oder so ähnlich. Es sah wirklich genauso aus, wie in den Fotos, die man überall anschauen kann. Da wir im Sommer da waren, waren die Reispflanzen noch im Wachstum, also schauten wir auf tiefgrüne Legosteine, die zu Bergen aufgetürmt waren – einfach geil!
Nach den obligatorischen „Wir-sind-hier-Fotos“ sind wir dann noch alleine weitergewandert. Bei dieser Wanderung einmal ums halbe Dorf herum sind wir an viele Stellen mit genialen Aussichten vorbeigekommen und haben eine Unmenge an grünen Fotos geschossen, so begeistert waren wir. Dadurch, dass die Wege auf denen wir gelaufen sind nicht nur in der direkten Sonne waren, konnten wir das Grün genießen und uns richtig Zeit lassen. Wir kamen genau zur richtigen Zeit, denn die Terrassen wurden wieder neu bewässert und so konnten wir sehen, wie ausgeklügelt das Bewässerungssystem hier oben war. Durch kleine Abläufe in den Dämmen der Felder lief das Wasser in das nächste Feld eine Terrasse weiter unten und so weiter. So wurde das Wasser ständig ausgetauscht und erneuert. Nachdem ich dann die eine einheimische Dame, welche Fotos mit ihr und ihrem langen Haar verkaufen wollte, mit meinen wenigen Chinesischkenntnissen vor einem Stoß in die Terrassen bewahrt habe (den sie aufgrund ihres Nervigkeitsfaktors durchaus verdient gehabt hätte) sind wir dann zurück ins Dorf und nach kürzerer Orientierung haben wir auch das Gasthaus wieder gefunden.
Nach dem Abendessen mit Bambusreis, auf das wir aus irgendeinem Grund eine Stunde lang warten mussten, wollten wir dann früh schlafen gehen. Wir haben unsere Rechnung aber ohne die Dorfdisko gemacht, die pünktlich um 21 Uhr begann mit tiefen Bässen uns und das ganze restliche Dorf bis 23 Uhr zu unterhalten. Da muss man ans Ende der Welt fahren, um einmal wegen Lärmbelästigung nicht einschlafen zu können – das ist uns in den ganzen Millionenstädten vorher nicht passiert.
A nächsten Tag machten wir uns nach erfolgreicher Souvenireinkaufstour wieder auf den Rückweg. Mir wird vor allem die Shopbesitzerin in Erinnerung bleiben, die uns aufgrund des von mir angebotenen Kaufpreises für zwei Gürtel erstmal ihren Mann vorstellte und uns noch zwei Sätze mit Postkarten schenkte. Ich glaube wir haben viel zu viel bezahlt. :-)

Sonntag, 10. August 2008

4.12 Unterwegs – Guilin/Yangshuo (18.07. - 21.07.2008)

Die nächste Station auf Dea und meiner Rundreise war Guilin und sie begann mit einer Premiere – wir sind pünktlich mit dem Flugzeug gestartet und auch zur richtigen Zeit gelandet. Nach längerem Schauen, hatten wir dann auch unseren Guide – Fen – gefunden und wir wurden zum Hotel gebracht. Schon auf der Fahrt ist uns aufgefallen, das Guilin eine etwas buntere Stadt ist, als Xi’an es war. Dieser Eindruck hat sich dann vom Balkon unseres Hotelzimmers noch bestätigt. Ein See direkt vor dem Hotel wurde in den verschiedensten Farben beleuchtet und die Bäume um ihn herum angestrahlt. Beim Betrachten dieser surrealen Welt haben wir dann unseren Zimmernachbarn kennen gelernt. Dann hab ich uns unfreiwillig auf den Balkon ausgesperrt, wer kann denn auch wissen, dass sich die Tür nicht mehr von außen öffnen lässt? Aber ich war wohl nicht der Erste, denn es gab ein Telefon auf dem Balkon, mit dem wir bei der Rezeption unsere Befreiung koordinieren konnten. Danach sind wir noch eine Kleinigkeit essen gegangen und haben uns dann an den See gestürzt und sind dort Spazieren gegangen. Beim Umrunden trafen wir dann auf den Nachtmarkt von Guilin, welcher mir aber wegen seiner Koordiniertheit nicht so gut gefallen hatte.
Am nächsten tag wurden wir pünktlich von Fen und unserem Fahrer abgeholt und zu dem Schiff gebracht, mit dem wir die weltberühmten Karstberge auf dem Li Jiang bestaunen werden würden. Und so ging die Fahrt auch schon los – durch eine unbeschreibliche Landschaft. Diese Berge sind wirklich wunderschön mit ihren abgerundeten und bewaldeten Spitzen. Wir sind gar nicht mehr aus dem Fotografieren rausgekommen. Nur die drückende Hitze drückte manchmal auf unsere Gemüter, so dass wir uns ein paar Minuten auf dem klimatisierten Deck ausruhen mussten, danach ging’s aber gleich weiter. Zwischendurch haben immer wieder schwimmende Händler in halsbrecherischen Manövern an unserem Schiff festgemacht und wollten Wurzeln, Hüte und Bücher verkaufen. An Bord gab es auch Mittagessen und so kamen wir irgendwann wohlbehalten, mit einem riesigen Sonnenbrand und viele tollen Eindrücken nach Yangshuo.
Hier mussten wir uns erstmal durch die vielen Touristen und Marktstände schlagen, bis wir ein wenig frei laufen konnten. Fen organisierte uns Fahrräder und wir haben eine kleine Fahrradtour durch das ländliche Hinterland von Yangshou gemacht. Es war irrsinnig heiß und unsere Wasservorräte gingen langsam zur Neige, außerdem hatten wir immer Angst, dass uns Fen vor lauter Anstrengung vom Fahrrad fällt. Der ist nämlich – typisch chinesisch – sehr verkrampft und zielfixiert auf dem Sattel gesessen. Bei einer Abfahrtstation für „Rafting“ (muss ein Witz gewesen sein) sind wir dann umgekehrt und wieder zurückgefahren. Auf dem Weg haben wir jede Menge Chilis gesehen und auch viel Reis und Mais.
Wieder in Yangshou angekommen mussten wir uns entscheiden, was wir machen wollten. Abends hatten wir Karten für eine Show auf einer schwimmenden Bühne im Li Jiang, allerdings war es 15 Uhr nachmittags und wir waren durchgeschwitzt und zwar bis auf die Unterhose und wollten eigentlich keine weiteren 4 Stunden so durch die Gegend laufen. Wir entschlossen uns also den Fahrer zu rufen und wieder ins Hotel nach Guilin gebracht zu werden. Die Wartezeit auf den Fahrer verbrachten wir mit ein wenig Shopping – chinesisches Oberteil für Dea und Gürtel und typisch chinesischen Spitzhut für mich – und den Rest in einem Kaffee, bei einem lecker Wassermelonensaft und grünem Tee. Wieder in Guilin angekommen hatte es auf einmal richtig angefangen zu schütten, so dass wir davon ausgegangen sind, dass die Show sowieso ins Wasser gefallen wäre und sind nach einem Abendessen im Hotel todmüde ins Bett gefallen.
Am nächsten Morgen sind wir nach Longsheng aufgebrochen, was ebenfalls eine Erfahrung war. In Longsheng hatten wir eine Nacht übernachtet und sind dann wieder nach Guilin gekommen. Wir hatten noch Zeit, bis unser Flieger wieder nach Nanjing abhob, also haben wir uns noch vor dem Mittagessen das Wahrzeichen von Guilin angeschaut – den Elefantenrüsselberg. Das ist ein Berg, der halb im Fluss steht und durch den das Wasser ein Loch gegraben hatte, so dass er mit viel Fantasie aussah, wie ein Elefant, der sein Rüssel in den Fluss steckte und trank. Auch hier war ein recht schöner Park angeschlossen, so sind wir noch ein wenig spazieren gegangen.
Nach dem Essen ging es dann in die Schilfrohrhöhle. Dies ist eine sehr schöne Tropfsteinhöhle mit gewaltigen Stalaktiten (die, die von oben kommen) und Stalagmiten (die, die von unten kommen, die auch grandios mit Scheinwerfern in verschiedenen Farben in Szene gebracht worden sind. Wirklich eine tolle Höhle, auch wenn hier wahrscheinlich alles zerstört worden ist. Viele der Kalkzapfen wurden berührt und wachsen so leider nicht mehr weiter. Andere wurden total abgeschnitten um Platz für die Wege für die Touristen zu machen. In einer Nebenhöhle gab es noch „1000-jährige“ Schildkröten zu bewundern.
Nach der Besichtigung und einem kleinen Bummel durch die Innenstadt von Guilin wurden wir überpünktlich zum Flughafen gebracht und flogen voll von Eindrücken wieder zurück nach Nanjing…die Rundreise war vorbei. Jetzt brauchten wir beide erstmal Zeit die ganzen Erlebnisse zu verarbeiten, trotzdem war es eine einmalige Rundreise, bei der wir ein paar der schönsten Flecken Erde gesehen haben und uns von kulturellen Schätzen der Chinesen beeindrucken lassen konnten.

Samstag, 9. August 2008

9.2 Sprache – erster Erfolg

Mein erster Erfolg mit der chinesischen Sprache: Ich habe es geschafft mich mit einem Taxifahrer 6 Sätze zu unterhalten, bis ich mich wieder auf mein „Ting bu dong“ (ich versteh das nicht) zurückziehen musste. Da bin ich richtig Stolz drauf, denn ich bekomme langsam mit was die Leute hier sagen und kann einzelne Worte heraushören. Somit komm ich immer öfter hinter den Sinn der Sätze und kann zumindest in die richtige Richtung antworten. Es geht aufwärts!!!

4.11 Unterwegs – Xi’an (17.07. - 18.07.2008)

Da wir ja – mal wieder – einige Zeit im Flugzeug sitzend auf dem Flugplatz verbringen durften, als wir aus Hangzhou abgereist sind, sind wir entsprechend auch zu spät in Xi’an angekommen. Am Flughafen wartete auch schon ungeduldig unser Guide – Alissa – auf uns. Wir haben dann schnell am Flughafen in einem Restaurant noch etwas zum Essen bekommen und sind dann gleich aufgebrochen zum ersten Museum. Auf dem Weg dorthin wurden wir schon etwas skeptischer, denn die Stadt bot sich nicht gerade von ihrer besten Seite dar. Alles wirkte irgendwie grau und heruntergekommen. Gerade wenn man aus Hangzhou kommt, ist man von einer industriell geprägten 8-Millionen Stadt eher geschockt. Der Eindruck blieb leider bis zum Ende unseres Aufenthaltes dort.
Dabei hat die Stadt gerade kulturell viel zu bieten, wie wir im Geschichtlichen Museum erfahren haben. Xi’an wurde recht früh in der chinesischen Geschichte zur Hauptstadt erklärt, verlor und erlangte diesen Status immer mal wieder. Auf jeden Fall wurden wir durch das Geschichtsmuseum der Provinz Shaanxi geführt, welches bei den Knochen des frühesten jemals gefundenen „Menschen“ begann und sich durch alle Dynastien schlängelte. Interessant waren vor allem die Veränderungen der Puppen, welche sich immer den herrschenden Schönheitsidealen anpassten, mal dick und rundlich, mal schlank und groß. Leider waren neben uns noch diverse Schulklassen im Museum, so dass wir unfreiwillig auch zur Touristenattraktion geworden sind. Nachdem wir in einer Stunde einen fast vollständigen Abriss über die chinesische Geschichte erhalten hatten, wurden wir weiter zur Großen Wildganspagode gefahren.
Die Große Wildganspagode gilt als das Wahrzeichen von Xi’an. Diese Pagode ist viereckig (Unterschied zu südlichen Pagoden) und gemauert. In ihr werden die alten Schriften des Mönches Xuanzang, welcher den Buddhismus von Indien nach China brachte, verwahrt. Hier soll er die in 17 Jahren Wanderschaft durch Indien gesammelten Werke ins Chinesische übersetzt haben. Die ganze Anlage ist – mit Ausnahme der Pagode – neueren Ursprungs und wird wohl in den Folgejahren noch weiter erweitert werden.
In unserem Hotel im Inneren der komplett erhaltenen Stadtmauer wurden wir, aus Mangel an Standartzimmern, in den Executiv-Floor verlegt, was uns ein tolles Zimmer in der obersten Etage des Hotels mit einem guten Blick über die Innenstadt bescherte. Zum Essen sind wir auf Anraten unserer Führerin im Hotel geblieben und haben recht günstig ein tolles Buffet (asiatisch und westlich) bekommen. Nach dem Essen bin ich dann noch mal alleine in die Innenstadt auf den Nachtmarkt gefahren, welcher sich direkt hinter dem Trommelturm im moslemischen Viertel erstreckt. Hier herrschte ein reges Treiben und es wurde wild gehandelt, dazu Fleischspieße mit allem möglichen Fleischsorten angeboten (leider hatte ich überhaupt keinen Hunger mehr). Hier habe ich nach zähen Verhandlungen mit einem Shopbesitzer ein „altes“ Mah-Jiangg Spiel erstanden.
Am nächsten Tag ging es dann los zu den Tonkriegern, wegen welchen wir ja eigentlich hier waren. Wir fuhren also los und waren ziemlich überrascht, dass wir zuerst zu der Fabrik der Tonkrieger gefahren wurden. Hier wurde uns ein kurzer Exkurs über die Herstellung von Tonfiguren und chinesisch bemalten Schränken gehalten und dann begann ein langer Gang durch viele Ausstellungs- und Verkaufsräume – eine große Touristenfalle, bei der man schöne Sachen zu völlig überteuerten Preisen erstehen konnte. Zu der Herstellung muss man eine kleine Widersprüchlichkeit erwähnen. Laut unserer Führerin wurde die Kunst, diese Tonsoldaten herzustellen, seit Jahrtausenden von Vater zu Sohn mündlich weitergegeben. Die Tonsoldaten wurden aber erst 1974 wieder entdeckt. Die Frage, die sich mir aufzwingt: Fanden die Leute das nicht tausende von Jahren komisch, dass ihnen ein Geheimnis angetragen worden ist, für Dinge, die es eigentlich gar nicht gab? Und dieses Wissen konnten dann die entsprechenden „Künstler“ 1974 wieder aus dem Hut ziehen und sofort – natürlich mit passender Lizenz – wieder damit beginnen diese Figuren herzustellen. Ich finde das sehr mysteriös.
Nachdem wir die lästige Verkäuferin abgeschüttelt und unsere Begleitungen gefunden hatten ging es dann los zu den Tonkriegern (Schreibt man Krieger im englischen jetzt Warriors oder Worriors?). Nach einer Stunde Autofahrt und einem kleinen Spaziergang standen wir dann endlich in der ersten Halle mit den Tonsoldaten und es war schon echt beeindruckend. Alle standen in Reih und Glied oder lagen zerstört am Boden herum. In langen Reihen sah man hunderten von individuell gestalteten Soldaten, welche man deutlich anhand der Rüstungen und des Kopfschmucks in Rang und Funktion unterscheiden konnte. Wir haben erfahren, dass eigentlich alle der Soldaten früher zerstört worden sind und alle, die die jetzt stehen, das Ergebnis langer und komplizierter Restaurierungsarbeiten sei. Witzig fand ich auch kleine Höhlen, die zwischen den Soldaten waren. Hier haben spätere Bauern ihre Verstorbenen beerdigt, ohne, dass sie auf die Tonkrieger gestoßen sind. Wir sind noch durch zwei weitere Hallen gelaufen und haben u.a. die Entdeckungsgeschichte erfahren. Der erste Kopf wurde von Bauern bei Bohrungen für einen Brunnen entdeckt. Nachdem sich herausgestellt hat, was diese dort gefunden hatten wurden sie großzügig belohnt (umgerechnet 35 Euro insgesamt für sieben Menschen) und natürlich wurde ihnen das Recht zur Bewirtschaftung ihres Ackerlandes wieder abgenommen und die jetzige riesengroße Parkanlage gebaut. In kommunistischen Staaten ist das ohne weiteres möglich, denn das Land gehör ja sowieso dem Volk. In einer letzten Halle wurden noch diverse Kunstgegenstände aus einer anderen Grabungsstelle ausgestellt, darunter auch zwei Bronzegespanne, die jede Menge technische Details aufweisen, welche den Fortschrittsgrad der damaligen Kultur aufzeigten.
Im Anschluss an ein Mittagessen wurden wir dann zu einem Grab eines Kaisers aus der Han-Zeit gefahren. Dieses bestand eigentlich aus zwei Grabhügeln (einen für seine Frau) und beeindruckte durch diverse Grabgaben, welche in Gräben außerhalb des Grabhügels gefunden worden sind. Um diese ausstellen zu können wurde ein unterirdisches Museum mit gläsernen Fußböden gebaut, über sie man über die Gruben laufen konnte. Einige der Sachen waren ganz interessant, wie zum Beispiel viele Puppen und eine gewaltige Herde an Haus- und Nutztieren. Aber wir waren insgesamt schon ziemlich müde durch das ganze Herumgereise und so brachten wir der Grabstelle wahrscheinlich nicht das gebührende Interesse entgegen und wurden danach zum Flughafen gefahren.
Meiner Meinung nach lohnt es sich nicht nach Xi’an zu fahren, auch nicht für die Terrakottaarmee Diese Stadt hat mir überhaupt nicht gefallen.

Freitag, 8. August 2008

7.5 China live – „Meiyou“

„Meiyou“ ein Wort, das wohl jeder, der schon mal in China war, kennt. Man hört es immer wieder. Mal wenn man was Tolles zum Essen bestellen möchte, mal wenn man einfach nur eine Tüte für seine Einkäufe haben möchte oder wenn man nur eine aufladbare Karte für die U-Bahn in Shanghai haben möchte.
Die meisten, die dieses Wort noch nie gehört haben, werden sich jetzt denken können, worum es geht: Meiyou heißt soviel wie „gibt es nicht“, „haben wir nicht“, „bekommst du nicht“, „ist grad aus“,…
Anfangs hatte ich das Wort öfter mal wahrgenommen, aber ich habe es nie wirklich als schlimm empfunden, bis ich mit Dea nach Putuo Shan gefahren war. Dort wollten wir schön essen gehen und haben auch ein typisch chinesisches Restaurant gefunden und wollten gerade loslegen zu bestellen, da kam nur „Meiyou“ und zwar bei fast allen Gerichten, die wir ausgewählt haben. Zum Schluss gab’s dann Reis und eine Nudelsuppe, weil die waren nämlich „You“. Auf der gleichen Insel wollte ich in einem Laden, wo vorne groß „China Mobile“ draufstand mein Handy aufladen. Leider war das Verständnis der chinesischen Verkäuferinnen auch „meiyou“, so dass ich mein Handy nicht aufladen konnte…grrr.
Mittlerweile ist es schon zu einem sarkastischen Scherz bei uns avanciert, zu allem was man anfragt erstmal mit „Meiyou“ zu antworten.
Das man nicht immer das bekommt, was man in einem Laden eigentlich bekommen sollte und mit einem einfachen Wort „Meiyou“ abgekanzelt wird, das ist eben „China live“.

4.10 Unterwegs – Hangzhou (15.07. - 17.07.2008)

Am frühen Morgen ging es also los auf den weg nach Hangzhou. Wir waren mal wieder überpünktlich beim Terminal und warteten, dass unsere Fähre ausgerufen würde. Als dies endlich geschah und wir mit unseren Koffern zu dem kleinen Boot gegangen sind, wollten wir mit unseren großen Koffern einseigen. Da winkte uns einer der Stewards auf die Seite und den Weg auf das Vorderdeck des Schiffes. Hier legte er unsere Koffer hin! Wir waren damit gar nicht einverstanden und nach längerem Hickhack hat er sich dann doch erweichen lassen, dass er wenigstens ein Tau um unsere Koffer bindet. Da wurde uns das erste Mal so richtig klar, dass unsere Koffer wohl nicht mit uns in der Fahrgastkabine fahren würden, sondern im Freien. Trotz der Zusage des Captains unsere Koffer im Auge zu behalten, hatten wir die ganze Fahrt über die Fenster beobachtet in der Furcht, dass ein großer roter Koffer daran vorbeigeflogen kommt, was zum Glück nicht passierte. Danach lief alles halbwegs glatt. Der Fahrer, der uns von der Fähre abgeholt hat, musste nur noch vom Reiseveranstalter davon überzeugt werden, dass er uns doch bitte die Zugfahrkarten, die wir für die letzten 150 km nach Hangzhou brauchten, holt, dann fuhr der Zug auch schon los.
In Hangzhou angekommen sind wir dann gleich ins Hotel weitergefahren, wo Dea sich ein wenig erholt hat, während ich mir die Umgebung angeschaut hab und endlich herausgefunden habe, wie man sein Handy in China aufladen kann. Zum Abendessen haben wir uns überlegt, dass wir nach drei Tagen Hardcore-Chinese-Food gerne mal wieder etwas westliches Essen wollen würden und haben auch direkt am Westsee ein Areal gefunden, wo genau diese Wünsche der Ausländer bedient werden. Es gab lecker Pizza und lecker Rotwein. Danach noch ein kleiner Bummel entlang des Westsees und nach längerer Taxisuche wieder ins Hotel, um in der Hotelbar noch ein Bier zu trinken.
Am nächsten Morgen haben wir dann „Berlin“ kennen gelernt, den besten Guide, den wir die ganze Reise über hatten. Er hat gleich angefangen uns Sachen zu erklären und hat damit eigentlich auch, bis wir am nächsten Tag ins Flugzeug gestiegen sind, nicht mehr aufgehört. So wissen wir jetzt auch, dass Hanghou zu den Ancient Cities in China gehört, weil es einmal Hauptstadt gewesen ist und zwar von 1127 bis 1279 in der südlichen Song Dynastie. Richtig lieb gewonnen hatte er uns, als wir auch mal ein paar Fragen zu den Dingen gestellt haben, die er uns erzählt hat. (Zum Beispiel: Warum gibt es nur in China Pagoden, was ist denn mit Indien und Thailand?)
Die erste Station auf unserer Besichtigungstour war das Apothekenmuseum. Dies ist eine alte traditionelle Apotheke, die immer noch in Gebrauch ist und von Chinesen auch kräftig frequentiert wird, an die ein sehr interessantes Museum über die Ursprünge und Entwicklung der chinesischen Medizin angeschlossen ist. Man kann viele alte Texte, Fotos und Zubereitungsmethoden bewundern und natürlich auch sind auch tausende Zutaten ausgestellt, u.a. ein ehemaliges Nashorn. Nachdem wir noch einen speziellen Heiltee probiert haben, der echt gut war, sind wir dann durch eine Fußgängerzone speziell für Touristen zum Auto zurückgelaufen.
Bevor wir zum Mittagessen gegangen sind hatten wir noch zwei Programmpunkte auf unserem Plan: Die Six Harmonies Pagode und die Teefarm. Die Pagode befindet sich etwas außerhalb der Stadt direkt am Fluss. Sie ist ziemlich groß und sechseckig, was wohl typisch für die Pagoden des südlichen Chinas ist. Südlich meint alles unterhalb vom Jangtse. Witzig ist auch einer der Gründe, warum Berlin meint, dass die Südchinesen den Nordchinesen voraus sind, ist das Anbringen von Glocken bei jedem Dachvorsprung der Pagode, also sechs pro Etage. Diese dienten u.a. der Abschreckung von Tauben und sonstigen Vögeln, weil die sich durch das ständige Gebimmel durch den Wind dort nicht hingetrauen. In Nordchina müssen sie Netze spannen. Aufgrund von Temperaturen von 37 Grad im Schatten haben wir darauf verzichtet auf die Pagode zu steigen und sind dann weiter zur Teeplantage gefahren. Hier sind wir wiederum durch ein Museum gelaufen, durften danach aber einem richtigen Highlight der Reise beiwohnen, einer Teeprobe. Hier wurde uns gezeigt, wie man welchen Tee trinkt und wie man ihn richtig zubereitet. Wir durften Grünen Tee, Oolong Tee und schwarzen Tee probieren, wobei mir der halbfermentierte Oolong Tee am besten geschmeckt hat. Wir haben davon auch eine kleine Probe mitgenommen, mal schauen, ob ich noch irgendwo de richtigen Tassen und Kannen herbekomme, dann muss ich das auch mal versuchen.
Nach dem chinesischen Mittagessen ging es dann endlich zur Hauptattraktion von Hangzhou, dem Westsee. Dieser See diente den anderen 35 Westseen in China als Namensgeber und er ist mit seinen Weidenbäumen entlang der drei Dämme wirklich wunderschön. Wir sind erst durch einen sehr schön angelegten Park gelaufen, in dem früher der Kaiser Vögel und Fische fütterte. Nach einer kleinen Toilettenpause für Andrea und einer Schattenpause für mich, sind wir dann auf ein Ausflugsboot gestiegen und haben einmal den Westsee umrundet. Dabei sind wir auch an den „Drei Weiher spiegeln den Mond“ vorbeigefahren. Dies sind nicht, wie man vermuten rde drei sehr ruhige Teiche, sondern drei kleine Pavillons (ich würde Bojen sagen) die in dem See stehen. Die sind sogar so berühmt, dass sie auf einem Geldschein aufgedruckt sind. Naja.
Nach der Bootsfahrt sind wir dann mit dem offiziellen Teil der Stadtführung fertig gewesen und haben uns entschlossen noch einen gemütlichen Spaziergang über den 2 Kilometer langen Su-Damm zu machen. Hier konnten wir am Ende noch Felder von Lotuspflanzen bewundern, welche aber leider noch nicht ganz aufgeblüht waren, dafür waren wir zwei Monate zu früh. Nachdem wir dann noch auf einem Seidenmarkt gewesen sind, ging es durch das riesige Universitätsviertel (für 120.000 Studenten und 60.000 Professoren) wieder zum Hotel gefahren.
Am Abend haben wir uns dann für die etwas noblere Variante der Pizzeria vom Vortag entschieden und haben sehr lecker gespeist. Ausklingen ließen wir diesen sehr eindrucksvollen Tag dann auf dem Nachtmarkt von Hangzhou. Hier konnten wir noch recht günstig einen Gürtel für mich erstehen, haben aber nicht mehr langen nach weiteren Sonderangeboten geforscht und sind wieder heim. In Hangzhou gibt es die einzigen Taxis, die ich bisher gesehen habe, bei denen man einen Solidaritätsyuan für die erhöhten Kraftstoffpreise bezahlen muss. Habe ich sonst nirgends gesehen und Benzin kostet überall das gleiche…
Am nächsten Tag sind wir dann pünktlich zum Flughafen gebracht worden, wobei uns Berlin noch erzählt hat, warum die Häuser hier so komische Antennen haben. Hier haben nämlich viele Häuser lange Antennen auf dem dach, auf die drei Kugeln gesteckt worden sind. Diese symbolisieren angeblich einen unverheirateten Mann, der 3 Millionen Yuan mit in eine potentielle Ehe bringen würde. Irgendwie waren auf fast allen Häusern diese Antennen zu finden, würde ja für den Männerüberschuss in China sprechen. Nachdem Berlin noch den Fluggästen vor uns beim Einchecken geholfen hat, damit wir schneller zum Gate kommen, mussten wir dann trotzdem noch eine Weile warten, bis der Flieger dann endlich das Rollfeld verlies, so um die 2 Stunden…:-(
Trotz allem hat mir die Stadt sehr gut gefallen und ich kann nur jedem empfehlen hierher einen Abstecher zu machen. Es lohnt sich.

Sonntag, 3. August 2008

9.1 Sprache – erste Erfahrungen

So, nach den ersten Wochen, die ich jetzt hier im Land der Chinesen bin, möchte ich meine ersten Erfahrungen, die ich mit der chinesischen Sprache gesammelt habe, dokumentieren.
Das erste, was mir aufgefallen ist, ist, dass die hier gar nicht so ungeheuer schnell sprechen, wie meine Chinesischlehrerin das immer getan hat. Leider verstehe ich ungefähr genauso viel, wie ich schon in Deutschland verstanden habe, nämlich fast gar nichts. Das ist aber auch gar nicht so schlimm, denn mit Händen und Füßen kommt man dann doch vorwärts. Ein guter Trick für die Taxifahrten: immer die Adressen, wo man hin will ins Chinesische übersetzen lassen, die können nämlich unsere Schrift nicht lesen.
Ansonsten habe ich mir die ganz rudimentären alltäglichen Worte und Sätze schon eingeprägt, so dass es höflich wirkt, wenn ich es zumindest versuche. So etwas wie Danke, Bitte, Entschuldigung (obwohl ich das hier noch nie gehört habe), Zahlen von 1 bis 1000 zum Handeln, Taxinavigation, Hallo, Guten Morgen, Bis morgen, Wie war das Essen, gut, … ich verstehe nichts, habe ich schon drauf und damit kommt man hier ganz gut durch. Zur Not spricht eigentlich fast immer jemand in der Nähe auch Englisch und hilft dann auch.
Des Weiteren möchte ich hier auch mal ein Lob an die Chinesen loswerden, denn hier ist alles viel internationaler als in Deutschland, auch wenn wir das vielleicht nicht so gerne hören wollen. Im Büro sprechen alle sofort Englisch wenn man in einem Meeting ist oder an den Schreibtisch von jemandem kommt. Vielleicht nicht das Beste, aber es reicht, dass man miteinander kommunizieren kann und seine Sorgen, Nöte oder Aufgaben loswerden kann. Auch im Supermarkt gibt es zumindest die Werbung teilweise in Englisch und es gibt auch nicht wenige Restaurants mit englischer Speisekarte. Ich glaube, dass sich da die Deutschen noch eine Scheibe abschneiden können.

3.2 Essen in China – Hot Pot

Eine zweite Episode zum Thema Essen in China. Heute: der Hot Pot.
Der Hot Pot ist eine Erfindung aus dem mittleren bis nordwestlichen Teile Chinas. Dazu werden alle möglichen scharfen Zutaten in eine Brühe gegeben und dann langsam aufgekocht. Mit dem Verdunsten der Brühe werden die Gewürze (viiiiiiiiel Chili) immer konzentrierter und dadurch wird das Essen schärfer.
Zu dieser Brühe bestellt man sich dann alle möglichen Sachen, die man darin kochen kann. Es gibt so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann: hauchdünn geschnittenes Lamm- oder Rindfleisch, alle Sorten von Gemüse, Koriander, Kartoffeln, Dumplings, Shrimps, Tofu in verschiedenen Ausführungen, einfach alles was man kochen kann, sogar Salat. Diese Zutaten werden dann entweder einfach in den Pot geschmissen und lange kochen gelassen, oder nur kurz mit den Stäbchen in die Brühe gehalten, bis sie durch sind.
Das Essen ist sehr lecker, auch wenn mein Magen die Sezhuan-Pfeffer nicht wirklich verträgt und ich die Quittung am nächsten Morgen bekomme. :-)

Freitag, 1. August 2008

4.9 Unterwegs – Putuo Shan (12.07. - 15.07.2008)

Was wurde ich gefragt, willst du da wirklich hin? Wollt ihr euren Urlaub wirklich dort verbringen? Warum fahrt ihr nicht nach Hainan? Nein, ich wollte dort hin, wo noch nicht jeder war und es hat sich doch gelohnt.
Nach zwei Erholungstagen für Andrea und zwei Arbeitstagen für mich in Nanjing sind wir Freitagabend aufgebrochen, um auf eine kleine Insel etwa 100km südlich von Shanghai zu fahren und dort drei Tage am Strand zu verbringen. Nach einer 2,5stündigen Zugfahrt und einem Essen bei McDonalds in der Fußgängerzone von Shanghai (Gruß an Stefan und Stephen: es gibt auch einen McD in der Nähe vom Bahnhof) sind wir mit dem Taxi wieder zurück zum Bahnhof ins Hotel gefahren.
Nach einem kurzen, aber dafür wunderbar westlichen Frühstück sind wir um 06:45 mit unserem Guide zum Hafen von Shanghai aufgebrochen. Dort angekommen – nach 70km Fahrt – stellten wir fest, dass wir viel zu früh dran waren und haben noch eine Stunde im Auto geschlafen. Dann ging’s los. Durch eine dunkle Wolke an Abgasen des Schiffes hindurch ins Innere und schon hatten wir abgelegt. Aus der versprochenen Stunde Fahrtzeit wurden dann planmäßige 2,5 Stunden und auch das Betreten der Insel wurde erst möglich, nachdem ich uns Einkaufkarten gekauft hatte. Danach lief dann aber alles glatt und wir kamen zu unserem Hotel, was direkt am Strand lag. Nach einer kurzen Erholungspause machten wir uns dann auf den Weg unser Rundherum zu erkunden.
Als erstes waren wir (natürlich) am Strand vor der Haustür und das erste, was wir sahen, war ein „Baden-Verboten“-Schild. Trotzdem war der Strand recht schön und wir wanderten weiter. Am Ende des Strandes ragte nämlich eine riesengroße, goldene Statue, welche sich später als Guanyin, die buddhistische Barmhezigkeitsgöttin, herausstellte, aus dem Wald heraus. Nach einigem Suchen fanden wir dann auch den Pilgerpfad dorthin, welcher von zahlreichen Ständen gesäumt war. Für die faulen Pilger fuhren sogar Busse über den Fußweg in Richtung Statue. Dort angekommen waren wir schon beeindruckt von der Größe der Statue – 33 Meter und alles vergoldet – sind dort ein wenig herum gelaufen, haben Fotos gemacht und sind dann weiter zum 100-Schritte-Strand. Das Schöne an der Sache war, dass auf Putuo Shan überall hölzerne oder steinerne Fußgängerwege angelegt sind, die Stufen nur im Notfall haben (siehe 4.6 Unterwegs – Huang Shan). Am Weg gab es viele kleine Aussichtspunkte und wir haben den Strand gefunden, an den wir am nächsten liegen wollten. Als uns dann das Hungergefühl gepackt hatte beschlossen wir im – vom Lonely Planet empfohlenen – Restaurant des Xilin Hotels etwas zu essen. Dafür mussten wir erstmal durch die Stadt und an einem schön angelegten See mit Tempelanlage vorbei. Im Restaurant angekommen bin ich das erste Mal auf „Meiyou“ (=chin. Gibt’s nicht) gestoßen und wir haben am Ende nur einen Teller mit Reis mit Ei und eine Nudelsuppe gegessen und beschlossen am nächsten Tag woanders zu essen. Als wir nach einer kurzen Wanderung über den Hügel, der unser Hotel von der Innenstadt trennte wieder am Hotel ankamen, wussten wir auch wo.
Am nächsten Tag ging’s dann los zu Strand über den Weg, den wir am Vorabend genommen hatten, welcher durch schöne Wälder führt. Hier haben wir jede Menge verschiedene und sehr bunte, teilweise 2 Handteller große Schmetterlingen gesehen und auch Zikaden, welche zu Tausenden die Bäume bewohnten. Am Strand stellte sich dann die Frage: „links oder rechts vom Pavillon?“ Dieser Pavillon stand auf einem Felsen, welcher den Strand ziemlich genau in zwei gleichgroße Teile teilte: links, der Badestrand, an dem man baden und diverse Strandaktivitäten, wie Wasserfahrrad- oder Quadfahren konnte, rechts der ruhige fast unberührte Strand, an dem die Chinesen nur zum Fotos machen kamen. Wir entschieden uns spontan für rechts und wanderten erstmal bis zum Ende des Strands, wo wir auch einen gut versteckten Bunker gefunden haben. Außerdem gab es hier unheimlich viele Krabben. Wenn man eine Weile stillstand, war ein richtiges Gewusel von denen am Strand. Wir legten uns in die Sonne, stellten aber bald darauf fest, dass dies keine gute Idee war, denn der Sand heizte sich dermaßen auf, dass man nur noch ganz schnell darüber hinweg und in wassernähe laufen konnte, um seine Füße wieder zu kühlen, wenn man, wie ich Stratege, keine Badelatschen mit and den Strand genommen hat. Wir entschieden uns dann für einen Felsvorsprung, bei dem wir im Schatten lagen und der Stufen gebildet hatte, auf die man sich bequem hinlegen konnte und blieben hier noch ein paar Stunden (Stichwort: dicke Brummsel). Das Abendessen nahmen wir dann vor dem Hotel im Freien mit einer leichten Brise vom Meer herüber wehend ein und es war echt lecker. Danach setzten wir uns noch an den Strand und sahen den chinesischen Schwimmern zu (die meisten Chinesen, die wir am Strand gesehen hatten, konnten nicht schwimmen und die, die es konnten, waren nur nachts im Wasser, um nicht braun zu werden) und lauschten dabei den Klängen der Karaokebar am Strand.
Nächster Tag, wieder Strand, diesmal links. Mit einem gemieteten Sonnenschirm und zwie Liegestühlen harrten wir in der Sonne aus und mich zog es auch ins Wasser. Im Wasser war vorne Getümmel, welches sich aber lichtet, je weiter man rauskam. Wo man nicht mehr stehen konnte, war ich alleine und genoss das herrlich abkühlende Ost-Chinesische Meer. Irgendwann wurde uns der Strand aber dann zu voll und wir wollten auch nicht mehr als chinesische Fotomotiver herhalten, also sind wir wieder zu unserem Felsvorsprung gegangen. Abendsdann früh ins Bett und am nächsten Morgen um 08:00 Abfahrt zum Fährterminal. Die Weiterfahrt nach Ningbo, war auch wieder ein Abenteuer für sich, das kommt aber im Kapitel über Hangzhou.
Putuo Shan ist ein schöns Fleckchen China, an dem man sich durch wohlfühlen kann, wenn man weiß, wie man den Chinesen entgehen kann. Es gibt auch noch ein paar weitere schöne Stellen auf der Insel die wir nicht besucht haben, auch wenn es mich schon gejuckt hätte mal auf den Berg zu fahren, die sicherlich auch eine schöne Abwechslung zum Strandaltag bieten können.