Donnerstag, 5. Juni 2008

4.2. Unterwegs - Suzhou (17.05.2008)

Wie man in meinen Fotos schon gesehen hat, habe ich meinen ersten Ausflug nach Suzhou gemacht. Die Stadt liegt ungefähr 200 km östlich von Nanjing und gehört somit schon fast zum Einzugsbereich von Shanghai. Suzhou hat eine Einwohnerzahl von ca. 5 bis 6 Millionen und ist somit fast so groß wie Nanjing.
Mit 2500 Jahren ist die Stadt eine der ältesten im Jangtsebecken und konnte früher durch die günstige Lage zum Großen Kanal großen Reichtum anhäufen, welcher maßgeblich zur Erscheinung der heutigen Gartenstadt Suzhou beigetragen hat. Denn im 12. bis zum 16. Jahrhundert war es unter den Kaufläuten in Mode gekommen, große Gärten anzulegen.
Diese Gärten haben wir, Thomas und ich, auch besucht, zumindest zwei von Ihnen. Beim ersten Garten, dem Löwenhain-Garten waren wir recht erstaunt, denn das hatte mit unserem Verständnis für Gärten recht wenig gemein. Diesen Garten mussten wir zuerst einmal suchen, denn der Taxifahrer hat uns an einem Zebrastreifen rausgeworfen und uns mit einer Handbewegung bedeutet, dass wir in eine Seitenstraße gehen sollten, was wir dann auch gemacht haben. Auch von außen war der Garten als solches nicht zu erkennen. Das einzige, was auf das Vorhandensein eines touristisch interessanten Objektes, waren die vermehrt anwesenden Rikschafahrer und Reisebusse. Wir sind dann eigentlich auf gut Glück in ein Tor hineingelaufen und standen zunächst im nächsten Innenhof. Dies ging so weiter und wir fragten uns wirklich, ob wir richtig sind, dann aber haben wir einen kleinen Pfad gefunden und standen plötzlich in einem viel größeren Innenhof, mit einem großen Teich in der Mitte und ganz vielen Felsen außen herum. Das besondere an diesen Felsen war ihre außergewöhnliche Form, welche wie wir später erfahren haben nicht 100%ig natürlich ist. Die Felsen wurden früher aus dem Meer oder einem See gezogen, bearbeitet und dann wieder für ca. 20 bis 30 Jahre ins Wasser gelegt, wodurch die Kanten abgeschliffen worden sind. Die Felsen sehen wirklich übernatürlich aus und schaffen ein ganz eigenartiges und unruhiges Ambiente. Auf jeden Fall wurden die Felsen für diesen Garten ausgesucht, weil sie irgendwie entfernt an Löwen erinnern sollten…na ja, wenn die Chinesen meinen. Aber nichts desto trotz sind Thomas und ich über eine Stunde durch den Garten gelaufen und zwar auf kleinen Wegen, die zwischen den Felsen hindurch gingen, ohne dorthin zukommen, wo wir eigentlich hin wollten. Das witzige war, dass wir nie zweimal an der gleichen Stelle waren und das Areal nun wirklich nicht so groß war, als dass wir damit gerechnet hätten so lange dort herumzulaufen. Das schöne an den verschlungenen Pfaden und versteckten Plätzen war die Tatsache, dass sich so auch die ganzen chinesischen Touristen gut verteilt haben und es trotz allem eher ruhig wirkte. Mir hat der Garten Spaß gemacht und ich kann ihn nur empfehlen.
Der zweite Garten, den wir uns angesehen haben, war der Garten des Meisters der Netze, eines ehemaligen Beamten, der den schon im12 Jahrhundert angelegten Garten im 18 Jahrhundert so veränderte, dass er im Ruhestand seiner Leidenschaft des Fischens nachgehen konnte. Dementsprechend besteht der Garten eigentlich nur aus einem großen Teich mit Kois und einer schönen Pergola. In den Nebengebäuden waren dann noch ein Maleratelier und ein Café verborgen. Was diesen Garten in meinen Augen auszeichnete war die unglaubliche Ruhe, die er ausstrahlte, was eventuell auch am Fehlen der Touristenmassen lag. Das wir damit Glück gehabt hatten, wurde durch den Basar vor den Toren des Gartens bestätigt, auf dem man unheimlich echte und garantiert alte Antiquitäten und Designerklamotten zu verhandelbaren Preisen erwerben konnte.
Da wir nach dem Besuch der Gärten noch ein wenig Zeit hatten, haben wir uns noch in der Innenstadt von Suzhou umgeschaut und sind so in den Genuss von mit einer süßen Füllung gefüllten BaoZi zu kommen. Die haben wir dann vor dem Tempel des Mysteriums verspeist, einem uralten, taoistischen Tempel.
Der Höhepunkt unseres Suzhouausflugs war meiner Meinung nach der Besuch des Tiger Hills, eines künstlich aufgeschütteten Berges, welcher angeblich das Grab von He Lu, dem Stadtgründer, darstellen soll. Dieser Berg ist eine grüne Oase in dieser ansonsten doch recht grauen Stadt und hat einen sehr großen Park mit allerlei touristischen Attraktionen, wie Tempeln und Teehäusern und weiterer offen zugänglicher Räumlichkeiten, deren Sinn uns öfters mal verborgen blieb. Dies könnte auch daran gelegen haben, dass die meisten der Häuser irgendwann einmal zerstört worden sind und von Mönchen wieder aufgebaut worden sind – nur halt nicht da, wo sie vorher gestanden hatten. Den Mittelpunkt der Anlage bildet eine große Pagode, welche ein Meisterwerk der damaligen Technik darstellte, weil sie nämlich komplett aus Stein gebaut worden ist. Diese Pagode reicht weit über den Wald und damit natürlich auch über die Stadt hinaus und wir hatten uns einen tollen Blick über Suzhou erhofft, als wir uns an der Schlange angestellt hatten. Sind auch gleich mit der zweiten Gruppe i die Pagode hineingegangen, in der Hoffnung bald die ersten Treppen bis rauf zu einer Aussichtsplattform zu steigen. Leider führte der Weg einfach nur einmal in einem S durch die unterste Etage und da waren wir auch schon wieder auf der anderen Seite draußen gestanden und waren ziemlich perplex. Also keine Aussicht.
Trotzdem hat mir dieser Park am Besten gefallen, weil hier sehr viel Natur ist und sich die Massen gut verlaufe haben.
Mein Eindruck zu Suzhou: Man darf sich von dem Bahnhofsvorplatz nicht abschrecken lassen und einfach ein Taxi (regulär) zu den Attraktionen nehmen. Diese sind gut erschlossen und ausgeschrieben und geben ein gutes Bild vom mittelalterlichen Reichtum Suzhous und wie man damals damit umgegangen ist wieder.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo,
ich bin derzeit geschäftlich in Nanjing und würde auch gerne mal einen Fake Market besuchen. Ich bin im Jinling Hotel mitten in der Stadt untergebracht. Könntest du mir evtl. die Strassennamen nennen, wo es Fakes (vor allem Uhren) zu kaufen gibt, falls du die gefunden hast?
Wäre super, vielen Dank
Meine Email-Adresse ist: oliverrill@web.de

Gruß,

Oliver