Freitag, 8. August 2008

4.10 Unterwegs – Hangzhou (15.07. - 17.07.2008)

Am frühen Morgen ging es also los auf den weg nach Hangzhou. Wir waren mal wieder überpünktlich beim Terminal und warteten, dass unsere Fähre ausgerufen würde. Als dies endlich geschah und wir mit unseren Koffern zu dem kleinen Boot gegangen sind, wollten wir mit unseren großen Koffern einseigen. Da winkte uns einer der Stewards auf die Seite und den Weg auf das Vorderdeck des Schiffes. Hier legte er unsere Koffer hin! Wir waren damit gar nicht einverstanden und nach längerem Hickhack hat er sich dann doch erweichen lassen, dass er wenigstens ein Tau um unsere Koffer bindet. Da wurde uns das erste Mal so richtig klar, dass unsere Koffer wohl nicht mit uns in der Fahrgastkabine fahren würden, sondern im Freien. Trotz der Zusage des Captains unsere Koffer im Auge zu behalten, hatten wir die ganze Fahrt über die Fenster beobachtet in der Furcht, dass ein großer roter Koffer daran vorbeigeflogen kommt, was zum Glück nicht passierte. Danach lief alles halbwegs glatt. Der Fahrer, der uns von der Fähre abgeholt hat, musste nur noch vom Reiseveranstalter davon überzeugt werden, dass er uns doch bitte die Zugfahrkarten, die wir für die letzten 150 km nach Hangzhou brauchten, holt, dann fuhr der Zug auch schon los.
In Hangzhou angekommen sind wir dann gleich ins Hotel weitergefahren, wo Dea sich ein wenig erholt hat, während ich mir die Umgebung angeschaut hab und endlich herausgefunden habe, wie man sein Handy in China aufladen kann. Zum Abendessen haben wir uns überlegt, dass wir nach drei Tagen Hardcore-Chinese-Food gerne mal wieder etwas westliches Essen wollen würden und haben auch direkt am Westsee ein Areal gefunden, wo genau diese Wünsche der Ausländer bedient werden. Es gab lecker Pizza und lecker Rotwein. Danach noch ein kleiner Bummel entlang des Westsees und nach längerer Taxisuche wieder ins Hotel, um in der Hotelbar noch ein Bier zu trinken.
Am nächsten Morgen haben wir dann „Berlin“ kennen gelernt, den besten Guide, den wir die ganze Reise über hatten. Er hat gleich angefangen uns Sachen zu erklären und hat damit eigentlich auch, bis wir am nächsten Tag ins Flugzeug gestiegen sind, nicht mehr aufgehört. So wissen wir jetzt auch, dass Hanghou zu den Ancient Cities in China gehört, weil es einmal Hauptstadt gewesen ist und zwar von 1127 bis 1279 in der südlichen Song Dynastie. Richtig lieb gewonnen hatte er uns, als wir auch mal ein paar Fragen zu den Dingen gestellt haben, die er uns erzählt hat. (Zum Beispiel: Warum gibt es nur in China Pagoden, was ist denn mit Indien und Thailand?)
Die erste Station auf unserer Besichtigungstour war das Apothekenmuseum. Dies ist eine alte traditionelle Apotheke, die immer noch in Gebrauch ist und von Chinesen auch kräftig frequentiert wird, an die ein sehr interessantes Museum über die Ursprünge und Entwicklung der chinesischen Medizin angeschlossen ist. Man kann viele alte Texte, Fotos und Zubereitungsmethoden bewundern und natürlich auch sind auch tausende Zutaten ausgestellt, u.a. ein ehemaliges Nashorn. Nachdem wir noch einen speziellen Heiltee probiert haben, der echt gut war, sind wir dann durch eine Fußgängerzone speziell für Touristen zum Auto zurückgelaufen.
Bevor wir zum Mittagessen gegangen sind hatten wir noch zwei Programmpunkte auf unserem Plan: Die Six Harmonies Pagode und die Teefarm. Die Pagode befindet sich etwas außerhalb der Stadt direkt am Fluss. Sie ist ziemlich groß und sechseckig, was wohl typisch für die Pagoden des südlichen Chinas ist. Südlich meint alles unterhalb vom Jangtse. Witzig ist auch einer der Gründe, warum Berlin meint, dass die Südchinesen den Nordchinesen voraus sind, ist das Anbringen von Glocken bei jedem Dachvorsprung der Pagode, also sechs pro Etage. Diese dienten u.a. der Abschreckung von Tauben und sonstigen Vögeln, weil die sich durch das ständige Gebimmel durch den Wind dort nicht hingetrauen. In Nordchina müssen sie Netze spannen. Aufgrund von Temperaturen von 37 Grad im Schatten haben wir darauf verzichtet auf die Pagode zu steigen und sind dann weiter zur Teeplantage gefahren. Hier sind wir wiederum durch ein Museum gelaufen, durften danach aber einem richtigen Highlight der Reise beiwohnen, einer Teeprobe. Hier wurde uns gezeigt, wie man welchen Tee trinkt und wie man ihn richtig zubereitet. Wir durften Grünen Tee, Oolong Tee und schwarzen Tee probieren, wobei mir der halbfermentierte Oolong Tee am besten geschmeckt hat. Wir haben davon auch eine kleine Probe mitgenommen, mal schauen, ob ich noch irgendwo de richtigen Tassen und Kannen herbekomme, dann muss ich das auch mal versuchen.
Nach dem chinesischen Mittagessen ging es dann endlich zur Hauptattraktion von Hangzhou, dem Westsee. Dieser See diente den anderen 35 Westseen in China als Namensgeber und er ist mit seinen Weidenbäumen entlang der drei Dämme wirklich wunderschön. Wir sind erst durch einen sehr schön angelegten Park gelaufen, in dem früher der Kaiser Vögel und Fische fütterte. Nach einer kleinen Toilettenpause für Andrea und einer Schattenpause für mich, sind wir dann auf ein Ausflugsboot gestiegen und haben einmal den Westsee umrundet. Dabei sind wir auch an den „Drei Weiher spiegeln den Mond“ vorbeigefahren. Dies sind nicht, wie man vermuten rde drei sehr ruhige Teiche, sondern drei kleine Pavillons (ich würde Bojen sagen) die in dem See stehen. Die sind sogar so berühmt, dass sie auf einem Geldschein aufgedruckt sind. Naja.
Nach der Bootsfahrt sind wir dann mit dem offiziellen Teil der Stadtführung fertig gewesen und haben uns entschlossen noch einen gemütlichen Spaziergang über den 2 Kilometer langen Su-Damm zu machen. Hier konnten wir am Ende noch Felder von Lotuspflanzen bewundern, welche aber leider noch nicht ganz aufgeblüht waren, dafür waren wir zwei Monate zu früh. Nachdem wir dann noch auf einem Seidenmarkt gewesen sind, ging es durch das riesige Universitätsviertel (für 120.000 Studenten und 60.000 Professoren) wieder zum Hotel gefahren.
Am Abend haben wir uns dann für die etwas noblere Variante der Pizzeria vom Vortag entschieden und haben sehr lecker gespeist. Ausklingen ließen wir diesen sehr eindrucksvollen Tag dann auf dem Nachtmarkt von Hangzhou. Hier konnten wir noch recht günstig einen Gürtel für mich erstehen, haben aber nicht mehr langen nach weiteren Sonderangeboten geforscht und sind wieder heim. In Hangzhou gibt es die einzigen Taxis, die ich bisher gesehen habe, bei denen man einen Solidaritätsyuan für die erhöhten Kraftstoffpreise bezahlen muss. Habe ich sonst nirgends gesehen und Benzin kostet überall das gleiche…
Am nächsten Tag sind wir dann pünktlich zum Flughafen gebracht worden, wobei uns Berlin noch erzählt hat, warum die Häuser hier so komische Antennen haben. Hier haben nämlich viele Häuser lange Antennen auf dem dach, auf die drei Kugeln gesteckt worden sind. Diese symbolisieren angeblich einen unverheirateten Mann, der 3 Millionen Yuan mit in eine potentielle Ehe bringen würde. Irgendwie waren auf fast allen Häusern diese Antennen zu finden, würde ja für den Männerüberschuss in China sprechen. Nachdem Berlin noch den Fluggästen vor uns beim Einchecken geholfen hat, damit wir schneller zum Gate kommen, mussten wir dann trotzdem noch eine Weile warten, bis der Flieger dann endlich das Rollfeld verlies, so um die 2 Stunden…:-(
Trotz allem hat mir die Stadt sehr gut gefallen und ich kann nur jedem empfehlen hierher einen Abstecher zu machen. Es lohnt sich.

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