Mittwoch, 13. August 2008

4.13 Unterwegs – Longsheng (20.07. - 21.07.2008)

Wir sind also von Guilin aus aufgebrochen um nach Longsheng zu fahren und dort den „Dragon’s Backbone“ zu bewundern. Das Rückgrat des Drachens besteht aus tausenden kleinen Reisterassen, die über hunderte Jahre in den Berg integriert worden sind, bis es so aussieht, wie ein Berg, der aus Legosteinen zusammengebaut worden ist. Aber soweit waren wir noch nicht.
Erstmal sind wir drei Stunden mit dem Wagen durch die chinesische Landschaft gefahren worden. Dabei haben wir einen sehr interessanten Stopp gemacht. Eigentlich sollte er zu fotografieren genutzt werden, endete aber in einer kleinen Biologie- und Sachkundestunde. Wir konnten Bauern beim „ernten“ von Reis zusehen, welche die getrockneten Reispflanzen in einen altertümliche Maschine hielten, die die Reiskörner von den Halmen getrennt hat. Des Weiteren hat uns unser – heute sehr gut gelaunter Führer Fen – noch jede Menge Pflanzen gezeigt und wie sie aussehen, wenn sie noch nicht abgepackt sind. Hier gab es so neben Reis noch Erdnüsse, Orangen, Mandarinen, Chilis und lange Stangenbohnen.
Nach und nach wurde die Landschaft hügeliger und wir kamen immer höher ins Gebirge. Irgendwann stoppten wir dann ein weiteres Mal. Diesmal konnten wir endlich von unserer wandererprobten Ausrüstung gebrauch machen, denn wir beiden – also Dea und ich – durften selbstständig auf einen kleinen Berg steigen. Dieser Berg hatte schon die ersten kleinen Terrassen, welche aber wirklich sehr schmal waren. Aus diesem Grund werden sie auch die Froschsprungterrassen genannt, weil ein Frosch beliebig von einer Terrasse auf die nächste springen kann – zumindest von der Länge her. Dea musste auf halbem Weg leider wegen Knieproblemen wieder umkehren, ich hingegen bin noch bis zu einem Bauerhaus hinaufgestiegen. Man muss dazu sagen, dass der kleine Weg mit unregelässigen Stufen und vom Regen sehr glitschig, nicht gerade zu längeren Wanderungen eingeladen hat. Beim Abwärtslaufen mit dem Blick ins Tal hat sich die eigentlich Schönheit des Tals das von einem Fluss der Länge nach durchflossen wird, mit kleinen, wie in den Berg geschlagenen Dörfern (einer ethnischen Minderheit in China) und den schon erwähnten Terrassen erst richtig dargeboten. Unten auf der Brücke hat mich Dea schon erwartet und wir sind zum Essen gegangen.
Dann ging es endlich los zu den bekannten Terrassen, zu denen wir ja eigentlich wollten. Nach noch einer halbstündigen Fahrt über zum Teil sehr abenteuerliche Serpentinen sind wir endlich auf dem zentralen Parkplatz des Ping’in Dorfes angekommen. Dieses lag aber leider noch ca. eine halbe Stunde laufen von uns entfernt. Was ja kein Problem sein sollte, wenn es nicht die ganze Zeit bergauf gegangen wäre und eine fast unerträgliche Luftfeuchtigkeit geherrscht hätte. Zum Glück haben wir vorher den Tipp bekommen, die Sachen, die man für die Übernachtung brachen würde in einen Rucksack zu packen, was den Aufstieg ein wenig erleichterte (Danke Stefan).
Endlich in dem verwinkelten Dorf angekommen, musste uns Fen durch viele kleine Wege führen, bis wir endlich das Gasthaus erreicht hatten. Nach kurzer Pause sind wir gleich weiter gezogen, denn duschen hätte sowieso nichts gebracht, wir waren ja eh schon durchgeschwitzt. Also galt es noch die letzten Höhenmeter zu überwinden und dann waren wir bei einem der berühmten Ausblickspunkte angelangt und blickten auf „die sieben Sterne und den Mond“ oder so ähnlich. Es sah wirklich genauso aus, wie in den Fotos, die man überall anschauen kann. Da wir im Sommer da waren, waren die Reispflanzen noch im Wachstum, also schauten wir auf tiefgrüne Legosteine, die zu Bergen aufgetürmt waren – einfach geil!
Nach den obligatorischen „Wir-sind-hier-Fotos“ sind wir dann noch alleine weitergewandert. Bei dieser Wanderung einmal ums halbe Dorf herum sind wir an viele Stellen mit genialen Aussichten vorbeigekommen und haben eine Unmenge an grünen Fotos geschossen, so begeistert waren wir. Dadurch, dass die Wege auf denen wir gelaufen sind nicht nur in der direkten Sonne waren, konnten wir das Grün genießen und uns richtig Zeit lassen. Wir kamen genau zur richtigen Zeit, denn die Terrassen wurden wieder neu bewässert und so konnten wir sehen, wie ausgeklügelt das Bewässerungssystem hier oben war. Durch kleine Abläufe in den Dämmen der Felder lief das Wasser in das nächste Feld eine Terrasse weiter unten und so weiter. So wurde das Wasser ständig ausgetauscht und erneuert. Nachdem ich dann die eine einheimische Dame, welche Fotos mit ihr und ihrem langen Haar verkaufen wollte, mit meinen wenigen Chinesischkenntnissen vor einem Stoß in die Terrassen bewahrt habe (den sie aufgrund ihres Nervigkeitsfaktors durchaus verdient gehabt hätte) sind wir dann zurück ins Dorf und nach kürzerer Orientierung haben wir auch das Gasthaus wieder gefunden.
Nach dem Abendessen mit Bambusreis, auf das wir aus irgendeinem Grund eine Stunde lang warten mussten, wollten wir dann früh schlafen gehen. Wir haben unsere Rechnung aber ohne die Dorfdisko gemacht, die pünktlich um 21 Uhr begann mit tiefen Bässen uns und das ganze restliche Dorf bis 23 Uhr zu unterhalten. Da muss man ans Ende der Welt fahren, um einmal wegen Lärmbelästigung nicht einschlafen zu können – das ist uns in den ganzen Millionenstädten vorher nicht passiert.
A nächsten Tag machten wir uns nach erfolgreicher Souvenireinkaufstour wieder auf den Rückweg. Mir wird vor allem die Shopbesitzerin in Erinnerung bleiben, die uns aufgrund des von mir angebotenen Kaufpreises für zwei Gürtel erstmal ihren Mann vorstellte und uns noch zwei Sätze mit Postkarten schenkte. Ich glaube wir haben viel zu viel bezahlt. :-)

Keine Kommentare: