Samstag, 30. August 2008

4.14 Unterwegs – Hefei (08.08.2008)

Ein weiterer Ausflug brachte mich nach Hefei. Hefei ist die Hauptstadt der Anhui Provinz, einer Nachbarprovinz von Jiangsu, der Provinz, wo Nanjing die Hauptstadt ist. Hefei liegt ebenfalls am Jangtse und konnte so relativ schnell mit dem Zug erreicht werden, also machte ich mich am Samstagmorgen mit Claudia auf den Weg, um diese Stadt zu erkunden.
In Hefei angekommen waren wir zuerst mal überrascht, denn die Stadt wirkte auf Anhieb recht groß, obwohl sie mit ca. 2 Mio. Einwohnern für chinesische Verhältnisse eher ein Dorf ist. Nach kürzerer Suche haben wir den Taxistand gefunden und sind Richtung Innenstadt gefahren. Im Lonely Planet sind genau anderthalb Seiten dieser Stadt gewidmet, was nicht gerade auf viel Touristisches schließen lässt, deswegen haben wir beschlossen in der Innenstadt anzufangen. Auf dem Weg dorthin wurden wir von einem Zug ausgebremst, der wohl rangiert hatte, denn er hat – während wir vor dem Bahnübergang wartetet – zweimal vor und wieder zurückgesetzt, um am Ende wieder in die Richtung zu verschwinden, aus der er gekommen ist. Aber wir hatten ja den ganzen Tag Zeit. Die Innenstadt erwies sich als eine Fußgängerzone, die nicht wirklich aufregend war. Einmal durch sie hindurchgeschlendert, wobei wir zwei kleinere Tempel entdeckt aber nicht besucht hatten, sind wir entlang des ehemaligen Burggrabens entlang spaziert, bis wir auf einen schön angelegten Park gestoßen sind, den Baobe-Park. Hier konnte man schön unter Weidenbäumen um einen See spazieren gehen und diesen an engeren Stellen über diese typischen steilen chinesischen Brücken überqueren. Dabei stießen wir auf eine große Pagode, welche wir auch gleich besucht hatten.
Von außen wirkte der Bau und auch der Park drumherum eher altertümlich, so dass wir dachten, dass wir eine antike Stelle gefunden hatten und unser kulturelles Gewissen befriedig wussten, bis wir festgestellt hatten, der ganze Komplex erst 1999 zum 1000. Todestag des Bao Be errichtet worden ist. In der Pagode gab es sogar einen Aufzug. Wir sind aber trotzdem die Pagode hochgestiefelt und haben uns sogar jedes Stockwerk angeschaut, denn auf jeder Etage gab es eine kleine Ausstellung, aber aufregend war das ganze nicht. Ganz oben angekommen hatten wir einen schönen Ausblick auf die Dächer der Innenstadt, welchen wir eine Zeit lang genossen haben.
Danach ging es weiter zum dem Grab des Bao Be, was sich in einem Nachbarkomplex befand. Hier wirkte die Parkanlage eher verwildert, was aber seinen eigenen Charme hatte. Vor einem mit Gras bewachsenen Hügel, welchen wir später als Grabhügel identifizieren konnten, stand eine Schildkrötenstatue. Schildkröten stehen in China für langes Leben…tja, bei Bao Be hat’s wohl nicht hingehauen. Wir haben dann noch einen Blick in die Gruft riskiert, welche mit dem Wissen, dass diese auch höchstens 9 Jahre alt sein kann, etwas an Attraktivität verloren hat. Die feuchte, muffige Gruftluft haben die Hefeier jedenfalls gut nachgeahmt.
Nach dem Kulturteil des Ausflugs haben wir beschlossen etwas essen zu gehen, was sich später als das größte Abenteuer dieses Tages erwies. Wir hatten auf dem hinweg schon ein nettes Restaurant am Fluss gesehen, in welches wir dann auch eingekehrt sind. Es stellte sich als sehr gutes chinesisches Restaurant heraus, was man gut an den davor parkenden Autos erkennen konnte. Während wir die Auffahrt hinaufgelaufen kamen, konnten wir schon die ersten Panikattacken in den Gesichtern der Angestellten erkennen und hektische Aktivität deutet darauf hin, dass fieberhaft jemand mit Englischkenntnissen gesucht wurde. Diese Person hatte uns dann auch in Empfang genommen und uns einige Essen empfohlen. Wir haben dann ein Schweine-, ein Enten-, ein Hühner- und ein Pilzgericht bestellt. Nachdem wir alles bekommen hatten und gesehen hatten, welche Spezialitäten wir bekommen hatten, wurde uns schlagartig etwas anders im Magen und wir haben das lokal verlassen. Um es chinesisch auszudrücken: „Der Orangensaft (Kostenpunkt 10 Euro) war fabelhaft“ über den Rest schweigt man sich aus. Es gab nämlich Schweinefett mit Soße, klein gehackte Entenfüße in Kombination mit roten und grünen Chilischoten, ein Huhn in ganzen gekocht und dann zerhackt und einen großen Teller voller Glibberpilze. Wahrscheinlich ein Festessen für einen Chinesen für uns eher nicht.
Nach einem kurzen Abstecher zu KFC, um den gröbsten Hunger zu bekämpfen, machten wir noch einen weiteren Spaziergang durch einen anderen Park, wo wir uns auf einer Bank sitzend gegen Bettler und Paparazzi wehren musste, aber schließlich in Ruhe gelassen wurden. Witzig war auch das jugendliche Pärchen, was in einem Pavillon in einer Ecke, vermeintlich gut versteckt das Küssen mit Zunge übte (Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit in China – Revoluzzer!!) Wahrscheinlich hatten sie aber als Vorlage nur ein Foto, denn alles wirkte sehr statisch, will sagen, dass die sich bestimmt die zwei Minuten die wir in den Nähe waren nicht auch nur einen Millimeter bewegt hatten. Unten beobachtete ein Mann – könnte der Vater des Mädels gewesen sein – die beiden, versteckt hinter einem Busch. Ich denke mal, dass die beiden mittlerweile verheiratet sind *gg*. Das war aber auch das Letzte was wir in Hefei beobachtet haben, denn dann ging es zurück nach Nanjing.
Was ist von Hefei hängen geblieben? Ein nettes ruhiges Städtchen mit einer normalen Fußgängerzone, zwei netter Parks, keinem eigenen Flair und enorm vielen Bettlern.

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