Samstag, 30. August 2008

4.15 Unterwegs – Wuxi (09.08.2008)

Kaum aus Hefei wieder da ging es am nächsten tag weiter nach Wuxi (sprich Wuschi). Ich hatte ja im Vorfeld nicht wirklich gute Sachen über diese Stadt gehört, aber ich wollte mich dessen selbst überzeugen. Wuxi ist eine 5 Millionen Einwohnerstadt auf 2/3 des Weges von Nanjing nach Shanghai. Diese Stadt liegt, wie Suzhou, am Großen Kanal hat aber im Gegensatz dazu seine ganzen alten Kulturgüter dem rapiden Wachstum der letzten Jahre geopfert. Dementsprechend sind die touristischen Sehenswürdigkeiten auch eher rar.
Wieder mit Claudia mit dem Zug unterwegs haben wir wieder mit einem Park begonnen. Dieser war ganz nett um zwei Hügel angelegt und man konnte ein wenig herumspazieren, mit einer Seilbahn zu einem Aussichtspunkt fahren und auf eine kleinere Pagode auf der Hügelspitze steigen, was wir auch alles gemacht haben. Von der Pagode waren wir ganz schnell verschwunden, als es nach einem Knall auf einmal anfing zu rauchen und zu stinken. Wahrscheinlich ein Kurzschluss. Wo wir beide gepasst haben, waren die typischen chinesischen Freizeitspäße, wie mit einem Boot auf einem See herumfahren. In dem Park war auch ein Tempel, den wir uns angeschaut haben, aber der war ganz komisch. Dieser Tempel glich zwar vom Aufbau einem typischen Gotteshaus hier in China, aber er war total vollgestellt, wie in einem Abstellschuppen, und die Leute, die hier waren, haben eher Picknick gemacht, als dass sie ehrfürchtig gebetet haben. Es gab auch keine Räucherstäbchen, die einem die Luftzufuhr abgeklemmt hatten…ok, das war nicht soo schlecht. Auch der Rückweg zum Ausgang glich eher einem großen Abstellbereich der Stadt, denn hier waren Holz- und Betonbohlen, Fassadenfragmente, Pflastersteine, usw. teilweise 3m hoch aufgeschichtet waren…ganz komisch.
Nach der Erfahrung vom Vortag haben wir uns entschlossen in einem westlichen Hotel zu Mittag zu essen, was wir dann auch im Marriott Hotel getan haben. Und sind nicht schlecht damit gefahren. Leider hat es danach angefangen zu regnen, so dass wir den Programmpunkt Tei-See gestrichen haben. Dieser See liegt im Süden der Stadt und soll ganz schön sein, vielleicht ein andermal. Wir haben uns dann auf den Weg in die Innenstadt gemacht und waren erstmal völlig überrascht über das Einkaufzentrum, was sich auf drei Etagen erstreckte und in dem die Fußgängerzone integriert war. Überall brachten einen Rolltreppen unter die Fußgängerzone oder auf die Balustrade darüber. Wirkte erstmal ganz nett. Gleich am Anfang fiel uns ein Tempel auf, den wir aus Neugier besichtigen gehen wollten. Leider war dies kein Tempel sondern ein gut getarnter Juwelier und wir ziemlich enttäuscht…schon wieder ein Tempelflop in Wuxi. Ein bisschen Abseits des Einkaufszentrums gab es noch einen weiteren Tempel. Es muss dort auch irgendwo einen gegeben haben, wir haben ihn nur leider nicht gefunden, denn um ihn herum war eine riesen Freizeitanlage für Chinesen angelegt worden, mit 26 Sightseeingspots, über sie man sich streiten kann. So war z.B. eine kleine Brücke, die total in den Weg integriert war und die man nur beim genaueren Hinsehen als Brücke erkannte einer davon. Sehr aufregend. Im restlichen „Park“ wurde in „Cafes“ gesessen und grüner Tee getrunken, Karaoke gesungen, musiziert, getanzt (teilweise sehr eigenwillig – Kung Fu Style), Schach, Umzingelungsschach und Dame gespielt und den Kindern bei den aufgestellten Fahrgeschäften zugesehen, wie sie aus Wasserpistolen auf Zielscheiben schossen (Takeshis Castle lässt grüßen). Es konnten auch Goldfische gefüttert und natürlich Kram eingekauft werden. Trotzdem ist mir aufgefallen, dass dort massig Rentner unterwegs waren.
Versteckt neben dem ehemaligen Hauptplatz und einer Public-Viewing-Area für Olympia haben wir dann doch einen Hauch Kultur gefunden. Dort stand das Haus eines anscheinend berühmt gewordenen blinden Mannes, der früher Nachrichten in singender Form von Dorf zu Dorf brachte. So hat er eine gewisse Berühmtheit erlangt und später sogar Platten aufgenommen und hochrangigen Besuch empfangen. Nach diesem geschichtlichen Ausflug sind wir einen Kaffee bei Starbucks trinken gegangen und haben uns dann irgendwann auf den Weg zum Bahnhof gemacht.
Nach diesen zwei Tagen in zwei weniger aufregenden Städten waren wir beide sehr froh, dass wir in einer so „weltoffenen“ Stadt wie Nanjing leben, hätte ich vorher auch nie gedacht, dass ich so was mal über Nanjing sagen würde.

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