Freitag, 1. August 2008

4.9 Unterwegs – Putuo Shan (12.07. - 15.07.2008)

Was wurde ich gefragt, willst du da wirklich hin? Wollt ihr euren Urlaub wirklich dort verbringen? Warum fahrt ihr nicht nach Hainan? Nein, ich wollte dort hin, wo noch nicht jeder war und es hat sich doch gelohnt.
Nach zwei Erholungstagen für Andrea und zwei Arbeitstagen für mich in Nanjing sind wir Freitagabend aufgebrochen, um auf eine kleine Insel etwa 100km südlich von Shanghai zu fahren und dort drei Tage am Strand zu verbringen. Nach einer 2,5stündigen Zugfahrt und einem Essen bei McDonalds in der Fußgängerzone von Shanghai (Gruß an Stefan und Stephen: es gibt auch einen McD in der Nähe vom Bahnhof) sind wir mit dem Taxi wieder zurück zum Bahnhof ins Hotel gefahren.
Nach einem kurzen, aber dafür wunderbar westlichen Frühstück sind wir um 06:45 mit unserem Guide zum Hafen von Shanghai aufgebrochen. Dort angekommen – nach 70km Fahrt – stellten wir fest, dass wir viel zu früh dran waren und haben noch eine Stunde im Auto geschlafen. Dann ging’s los. Durch eine dunkle Wolke an Abgasen des Schiffes hindurch ins Innere und schon hatten wir abgelegt. Aus der versprochenen Stunde Fahrtzeit wurden dann planmäßige 2,5 Stunden und auch das Betreten der Insel wurde erst möglich, nachdem ich uns Einkaufkarten gekauft hatte. Danach lief dann aber alles glatt und wir kamen zu unserem Hotel, was direkt am Strand lag. Nach einer kurzen Erholungspause machten wir uns dann auf den Weg unser Rundherum zu erkunden.
Als erstes waren wir (natürlich) am Strand vor der Haustür und das erste, was wir sahen, war ein „Baden-Verboten“-Schild. Trotzdem war der Strand recht schön und wir wanderten weiter. Am Ende des Strandes ragte nämlich eine riesengroße, goldene Statue, welche sich später als Guanyin, die buddhistische Barmhezigkeitsgöttin, herausstellte, aus dem Wald heraus. Nach einigem Suchen fanden wir dann auch den Pilgerpfad dorthin, welcher von zahlreichen Ständen gesäumt war. Für die faulen Pilger fuhren sogar Busse über den Fußweg in Richtung Statue. Dort angekommen waren wir schon beeindruckt von der Größe der Statue – 33 Meter und alles vergoldet – sind dort ein wenig herum gelaufen, haben Fotos gemacht und sind dann weiter zum 100-Schritte-Strand. Das Schöne an der Sache war, dass auf Putuo Shan überall hölzerne oder steinerne Fußgängerwege angelegt sind, die Stufen nur im Notfall haben (siehe 4.6 Unterwegs – Huang Shan). Am Weg gab es viele kleine Aussichtspunkte und wir haben den Strand gefunden, an den wir am nächsten liegen wollten. Als uns dann das Hungergefühl gepackt hatte beschlossen wir im – vom Lonely Planet empfohlenen – Restaurant des Xilin Hotels etwas zu essen. Dafür mussten wir erstmal durch die Stadt und an einem schön angelegten See mit Tempelanlage vorbei. Im Restaurant angekommen bin ich das erste Mal auf „Meiyou“ (=chin. Gibt’s nicht) gestoßen und wir haben am Ende nur einen Teller mit Reis mit Ei und eine Nudelsuppe gegessen und beschlossen am nächsten Tag woanders zu essen. Als wir nach einer kurzen Wanderung über den Hügel, der unser Hotel von der Innenstadt trennte wieder am Hotel ankamen, wussten wir auch wo.
Am nächsten Tag ging’s dann los zu Strand über den Weg, den wir am Vorabend genommen hatten, welcher durch schöne Wälder führt. Hier haben wir jede Menge verschiedene und sehr bunte, teilweise 2 Handteller große Schmetterlingen gesehen und auch Zikaden, welche zu Tausenden die Bäume bewohnten. Am Strand stellte sich dann die Frage: „links oder rechts vom Pavillon?“ Dieser Pavillon stand auf einem Felsen, welcher den Strand ziemlich genau in zwei gleichgroße Teile teilte: links, der Badestrand, an dem man baden und diverse Strandaktivitäten, wie Wasserfahrrad- oder Quadfahren konnte, rechts der ruhige fast unberührte Strand, an dem die Chinesen nur zum Fotos machen kamen. Wir entschieden uns spontan für rechts und wanderten erstmal bis zum Ende des Strands, wo wir auch einen gut versteckten Bunker gefunden haben. Außerdem gab es hier unheimlich viele Krabben. Wenn man eine Weile stillstand, war ein richtiges Gewusel von denen am Strand. Wir legten uns in die Sonne, stellten aber bald darauf fest, dass dies keine gute Idee war, denn der Sand heizte sich dermaßen auf, dass man nur noch ganz schnell darüber hinweg und in wassernähe laufen konnte, um seine Füße wieder zu kühlen, wenn man, wie ich Stratege, keine Badelatschen mit and den Strand genommen hat. Wir entschieden uns dann für einen Felsvorsprung, bei dem wir im Schatten lagen und der Stufen gebildet hatte, auf die man sich bequem hinlegen konnte und blieben hier noch ein paar Stunden (Stichwort: dicke Brummsel). Das Abendessen nahmen wir dann vor dem Hotel im Freien mit einer leichten Brise vom Meer herüber wehend ein und es war echt lecker. Danach setzten wir uns noch an den Strand und sahen den chinesischen Schwimmern zu (die meisten Chinesen, die wir am Strand gesehen hatten, konnten nicht schwimmen und die, die es konnten, waren nur nachts im Wasser, um nicht braun zu werden) und lauschten dabei den Klängen der Karaokebar am Strand.
Nächster Tag, wieder Strand, diesmal links. Mit einem gemieteten Sonnenschirm und zwie Liegestühlen harrten wir in der Sonne aus und mich zog es auch ins Wasser. Im Wasser war vorne Getümmel, welches sich aber lichtet, je weiter man rauskam. Wo man nicht mehr stehen konnte, war ich alleine und genoss das herrlich abkühlende Ost-Chinesische Meer. Irgendwann wurde uns der Strand aber dann zu voll und wir wollten auch nicht mehr als chinesische Fotomotiver herhalten, also sind wir wieder zu unserem Felsvorsprung gegangen. Abendsdann früh ins Bett und am nächsten Morgen um 08:00 Abfahrt zum Fährterminal. Die Weiterfahrt nach Ningbo, war auch wieder ein Abenteuer für sich, das kommt aber im Kapitel über Hangzhou.
Putuo Shan ist ein schöns Fleckchen China, an dem man sich durch wohlfühlen kann, wenn man weiß, wie man den Chinesen entgehen kann. Es gibt auch noch ein paar weitere schöne Stellen auf der Insel die wir nicht besucht haben, auch wenn es mich schon gejuckt hätte mal auf den Berg zu fahren, die sicherlich auch eine schöne Abwechslung zum Strandaltag bieten können.

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