Donnerstag, 11. September 2008

4.16 Unterwegs - Bali (15.08. - 24.08.2009)

Nachdem ein geplanter Wanderurlaub durch Nepal mit Peter, einem meiner Informandenkollegen und ehemaligen Kommilitonen, wegen der Tibetunruhen geplatzt ist, haben wir uns ein neues Ziel ausgesucht: Bali.
Am 15.08. ging es für mich dann los in Richtung Südhalbkugel. 04:30 Uhr aufstehen, damit ich mit dem Taxi noch rechtzeitig zum Zug nach Shanghai komme. Dort angekommen ergab sich für mich gleich die erste Frage, wie komme ich eigentlich zum Flughafen? Nach einigen Missverständnissen konnte ich am Ende doch jemanden klarmachen, dass ich mit der Magnetschwebebahn (Maglev) fahren möchte. Mir wurde eine U-Bahn-Station genannt und ich habe mich auf den Weg dorthin begeben. Morgens ist in der Shanghaier U-Bahn die Hölle los, vor allem an den Umsteigebahnhöfen, die ich leider auch benutzen musste. Bei dem ganzen Gedrängel ist es nicht einfach sich mit einem Trolley den Weg in die U-Bahn und auch wieder hinaus zu erkämpfen, aber ich habe es letztendlich geschafft und bin zu besagter Station gelangt. Ab hier ging dann alles ohne Probleme: Ticket kaufen, auf Maglev warten, einsteigen, Platz suchen und aus dem Fenster schauen. Ist schon gigantisch, wenn man die Geschwindigkeitsanzeige sieht und da auf einmal 430 km/h auftaucht. Unten fliegen die Autos nur so an einem vorbei – als ob sie sich gar nicht bewegen würden. Nach 8 Minuten erreicht man dann schließlich sein Ziel, den Shanghai Pudong Airport.
Von hier aus ging es mit Dragonair nach Hongkong, wo ich eine Nacht übernachten musste, weil es anders keine Möglichkeit gab noch am selben Tag weiterzureisen. Da ich ja schon mal in Hongkong gewesen bin und die Major-Sights schon kannte, bin ich einfach durch die Straßen gelaufen und habe mich treiben lassen. Dabei habe ich viele schöne und vor allem geschäftige Ecken gefunden. Abends bin ich dann zu der Promenade von Kowloon gegangen, damit ich mir die Lightshow der Hochhäuser auf Hongkong Island anschauen konnte. Dabei bin ich mit einem Südkoreaner ins Gespräch gekommen, der mit einer großen Gruppe dort war. Mit denen bin ich dann noch etwas weitergezogen, weil die erstens echt nett waren und zweitens zu einem Nachtmarkt in der Nähe meines Hotels wollten. Irgendwann habe ich mich dann verabschiedet und habe meinen verdienten Schlaf angetreten.
Am nächsten Morgen hob dann Flieger ab gen Bali – zwar mit etwas Verspätung, aber egal. Auf Bali angekommen habe ich erstmal eine Weile warten müssen, bis ich einreisen durfte, da die Visavergabe etwas länger dauert und Touristenmassen auf diese Insel strömen. Von dort aus fuhr mich ein Taxi direkt nach Kuta ins Hotel. Kuta ist so was, wie der Ballermann für Australier, d.h. alles ist viel entspannter. Hier hab ich dann auch Peter das erste Mal nach drei Jahren wieder gesehen und bin mit ihm nachdem wir den Begrüßungsdrink getrunken hatten an den Strand um den Sonnenuntergang anzuschauen. Auf dem Weg dorthin habe ich meine Adiletten gegen Flipflops der Marke „Balibong“ eingetauscht. Nach einem gemütlichen Essen sind wir dann in die erste Disko gegangen. Hier fand eine Modenschau statt, welche aber nicht wirklich der Bringer war, weshalb wir dann weitergezogen sind und mit Rollern zur nächsten Disko gefahren worden sind. Diese Disko war gerammelt voll und wir waren den ganzen Abend am Tanzen. Peter fand sich auf einmal oberkörperfrei auf einer Box wieder. Irgendwann hat es uns dann wieder ins Hotel gezogen, wo wir die Nacht an der 24 Stunden Hotel-Pool-Bar ausklingen haben lassen.
Am nächsten Morgen wurden wir von einem Anruf des Fahrers geweckt, den wir gebucht hatten. Er fuhr mit uns zuerst nach Ubud, einer Künstlerstadt im Herzen der Insel, wobei wir auf dem Weg dorthin in einer typisch balinesischen Hausanlage, mit vielen Wohn- und Lagerhäusern und einem Tempel halt gemacht hatten. In Ubud sind wir ein wenig durch die Gegend gelaufen, haben uns einen Tempel angeschaut, sind über den Markt geschlendert (haben dabei ein paar Souvenirs erworben) und haben uns dann ein nettes kleines Lokal zum Mittagessen gesucht.
Danach ging es weiter zum Mt. Kintamali, einem Vulkan, der für die Entstehung dieser Insel verantwortlich ist. Hier haben wir ein wenig den Ausblick genossen. Unter anderem an diesem Berg bleiben die Wolken hängen und so war es hier oben kalt und die gute Sicht auch bald weg. Also fuhren wir weiter nach Lovina.
Lovina liegt an der Nordküste der Insel. Das erste, was es hier zu tun galt, war ein Hotel zu finden. Hier konnte uns der Fahrer sehr gut weiterhelfen, indem er uns einfach zu einem Ressort brachte. Nach einer kurzen Besichtigungstour der Anlage mit dem Manager sind wir dann dort geblieben. Das war auch das erste Mal, dass ich das erlebt habe, dass sich der Preis von alleine senkt. Keiner von uns beiden hat einen Ton gesagt, aber der Preis fiel und fiel. Wir wären sowieso dageblieben, aber so war’s natürlich noch besser. Nachdem wir uns auch hier den Sonnenuntergang angesehen hatten, haben wir noch zu Abend gegessen und dann ins Bett. Der gestrige Abend lag und noch in den Knochen.
Am nächsten Morgen hieß es dann für mich ganz früh raus, um das Boot für einen Ausflug zu frei lebenden Delfinen machen zu können. Peter hat leider über Nacht starkes Fieber bekommen und musste mit den von mir angefertigten Wadenwickeln im Hotel bleiben. Ich bin also ausgerüstet mit einer Rettungsweste in ein kleines Fischerboot gestiegen. Fischerboote hier bestehen aus einem ca. 5m langen und 40cm breiten Rumpf, welcher durch zwei Anbauten links und rechts von je einem langen Balken, welche auch auf dem Wasser auflagen, gestützt wird. Eine etwas schaukelige Angelegenheit, aber wir hatten ja zum Glück eine sehr ruhige See. Also ging es los mit dem Sonnenaufgang im Rücken zu einer Stelle, bei der schon ca. 50 weitere Boote auf die Delfine warteten. Und auf einmal waren sie da. Immer wieder kamen vereinzelte oder Gruppen von Delfinen an die Wasseroberfläche, um Luft zu holen. Ist schon ein tolles Gefühl, wenn keine 5 Meter von einem entfernt ein Delfin aus dem Wasser springt und gleich wieder in ihm verschwindet. Jeder gesichtete Delfin löste eine Aufbruchstimmung unter den Booten aus, die sofort auf die entsprechende Stelle zusteuerten. Nach zwei Stunden stand ich wieder an dem schwarzen Sandstrand, an dem ich gestartet bin und bin zum Frühstücken.
Leider ging es Peter immer noch nicht besser (obwohl er sich alle Mühe gegeben hat, das zu verbergen) und er hat die Autofahrt nach Tulamben – nordöstlicher Teil der Insel – mehr schlafend als wach erlebt. Der Fahrer mutmaßte er hätte die balinesischen Mädchen ausprobiert, ich wüsste aber nicht wann und wo er das gemacht haben sollte. In Tulamben im Tauch Ressort angekommen, wurden wir von Andreas, dem Leiter der Tauchbasis des Ressorts in Empfang genommen. Uns wurden die Zimmer gezeigt und alles wegen den gebuchten Tauchkursen besprochen. By the way, das Ressort ist einfach nur klasse. Leider keinen Strand, aber dafür alles, was man sich unter einem Urlaubsressort vorstellt. Am besten die Fotos anschauen, denn es ist wirklich schwer zu beschreiben. Den Nachmittag habe ich dann gleich damit verbracht mich in einem Schulungsraum einzuschließen und sämtliche Theorie des Tauchens zu lernen. In der Zwischenzeit ist Peter ins Krankenhaus gefahren, um auf Nummer sicher zu gehen. Bei 39.8 Grad Fieber wollte er einfach solche Sachen, wie Malaria ausschließen. Er kam dann mit einer bunten Mischung aus Medikamenten zurück und hat den Rest des Tages geschlafen. Am Abend habe ich mich an der Strandbar ein wenig mit den auch hier abgestiegenen Leuten unterhalten und hatte dann schon so ein komisches Gefühl, was sich leider am nächsten Morgen bestätigen sollte – 39.2 Grad am morgen. Ich also raus aus dem Zimmer, zum Andreas die geplanten Tauchgänge abgesagt und mir ein Transport ins Krankenhaus nach Amlapura organisieren lassen (es waren Feiertage auf Bali, so dass alle Ärzte der Umgebung nicht im Amt waren). Dieses Krankenhaus hat nicht ganz den Standart, den ich aus Deutschland gewohnt bin, aber zumindest haben sie verstanden, dass es mir schlecht ging und mit dem Typen unterwegs bin, der gestern schon dort gewesen ist. Mir wurde die gleiche Diagnose geben, wie dem Peter, nämlich Husten und Fieber (was ich auch alleine schon gewusst hatte). Ich habe auch einen bunten Mix an Medikamenten mitbekommen, darunter ein Antibiotikum gegen den Husten, Paracetamol gegen das Fieber, noch ein anderes Medikament ebenfalls gegen Husten und noch Vitamin C-Pillen, die für mich wie Extasy aussahen. Das witzige an der Sache: Peter ist mit den gleichen Symptomen hingekommen, hat aber zwei andere Medikamente bekommen, als ich.
Die nächsten Tage waren entsprechender Weise nicht ganz so lustig für uns beide, wobei ich zugeben muss, noch nie so viel gelacht zu haben, während ich krank war. Der Höhepunkt war unser Wasserwetttrinken am Mittwoch, was Peter mit 6 Litern über den ganzen Tag knapp vor mir mit 5,7 Litern für sich entscheiden konnte. Wir waren die Quarantänestation der Anlage und uns hat man auch maximal zu den Mahlzeiten gesehen. Den Rest der Zeit haben wir schlafend auf dem Zimmer verbracht. Wahrscheinlich dachten alle, dass wir ein schwules Pärchen in den Flitterwochen wären.
Am Donnerstag ging es mir schon soweit wieder gut, dass ich den ersten Tauchgang wagen wollte. Zwar ging es erstmal nur in den Pool, aber als ich merkte, dass das gut klappte, war das schon ein tolles Erlebnis, zumal ich nicht mehr damit gerechnet hatte überhaupt tauchen gehen zu können. Nachmittags ging es dann gleich ins Eingemachte und ich durfte raus ins offene Meer und das war einfach gigantisch. Es ist unglaublich, wie viele Farben und Formen es unter der Wasseroberfläche gibt. Ich hab fast alle Charaktere von „Findet Nemo“ in Natura gesehen. Ich kann das nur jedem empfehlen. Natürlich muss man unter Wasser auch noch ein paar Übungen machen, aber wenn man sich an das Salzwasser gewöhnt hat, ist das gar kein Problem. Bei dem zweiten Tauchgang an diesem Nachmittag hat mir Andreas eine Muräne gezeigt. Einfach toll. Am Freitag hatte ich dann vormittags noch meine letzten beiden Tauchgänge, die ich aber zusammen mit zwei französischen Schülern machen musste. Diese beiden waren nicht die Sportlichsten und hatten einige Probleme mit dem vorwärts- und runterkommen (Bewegungslegastheniker, wie Andreas meinte), aber so hatte ich genug Zeit mir da unten alles genau anzuschauen und auch mal die kleinen Fische wahrzunehmen, die zwischen und in den Korallen herumgeisterten. Nachmittags habe ich dann noch schnell meine theoretische Prüfung abgelegt und seitdem bin ich „OpenWater Diver“. Peter ging es am Freitag auch wieder besser, so dass er mittags einen Tauchgang machen konnte, nachmittags mit mir Schnorchel gegangen ist und abends sogar noch einen Nachttauchgang gemacht hatte. Ich hab mich abends aufs „Nachtschnorcheln“ mit Lampe beschränkt, was aber nicht so spannend ist, wie tagsüber, weil alles irgendwie tot wirkt und die meisten Fische zwischen den Korallen schlafen. Den Abend haben wir dann noch an der Bar mit anderen Ressortbewohnern ausklingen lassen, denn am nächsten Tag ging es dann für mich auch schon wieder Richtung China.
Es fiel mir richtig schwer diese Insel zu verlassen, weil ich mich – gerade gesundet – noch in größter Urlaubsstimmung befand und mich wirklich wohlgefühlt hatte (Tipp für Bali: Tauch Terminal Tulamben). Wenn ich mir den Rückflug im Nachhinein so betrachte, hätte ich wirklich besser dort bleiben sollen. Erst ist die Maschine 140 Minuten verspätet abgehoben, dann war auf dem Flughafen Hongkong kein Gate bzw. nicht mal mehr ein Stellplatz für das Flugzeug frei. Als dann ein Stellplatz gefunden war, gab es keinen Bus, der uns abholen konnte und so haben wir bis 12 Uhr nachts in dem Flugzeug gesessen, danach war es zu spät noch in das gebuchte Hotel au fahren und das Airporthotel war ausgebucht, so dass ich diese Nacht auf einer Bank im Flughafen verbracht habe. Am nächsten Morgen klappte dann alles ganz reibungslos und ich war pünktlich in Shanghai und konnte noch in den Stoffmarkt gehen um mir meine bestellten Hemden abzuholen. Danach gab es noch etwas Aufregung, weil der Guide nicht, wie bestellt in einem Hotel mit der Bahnfahrkarte zurück nach Nanjing auf mich wartete, aber mit Ausdauer, Sprintstärke und breiten Schultern habe ich den Zug dann doch noch erwischt.
Das war aber nur der Abschluss eines ansonsten tollen Urlaubs. Bali kann ich nur empfehlen.

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